Ballettintendant Reid Anderson – für ihn ist die Millionen-Freigabe für den Neubau Anlass für einen „glücklichen Tag“ Foto: Novitzky Roman

Mit berechtigtem Stolz verweist Ballettintendant Reid Anderson auf den Erfolg der eigenen Nachwuchsarbeit. Der Glanz aber bröckelt – buchstäblich. Längst schon ist die Schule bautechnisch in keiner Weise mehr zeitgemäß, meint unser Kulturchef Nikolai B. Forstbauer.

Stuttgart - Es wird gerne beschworen, das von John Cranko vor 54 Jahren in Stuttgart initiierte Ballettwunder. Stuttgarter Ballett – das ist heute eine weltweit bekannte Marke, ist ein Hauptgewicht der sogenannten weichen Standortfaktoren für die Stadt Stuttgart, die Metropolregion und das Land Baden-Württemberg.

Und als ob das Wunder nie enden wollte, kommen international gefeierte Stars des Stuttgarter Balletts wie Alicia Amatriain und Friedemann Vogel aus der eigenen Nachwuchsschmiede John-Cranko-Schule.

Um das Publikum auch in Zukunft zu begeistern, braucht es – nicht anders als im Sport – Leit- und Identifikationsfiguren auf der Bühne. Mit berechtigtem Stolz verweist Ballettintendant Reid Anderson auf den Erfolg der eigenen Nachwuchsarbeit. Der Glanz aber bröckelt – buchstäblich. Längst schon ist die Schule bautechnisch in keiner Weise mehr zeitgemäß.

Doch quälend lange hat die Neuplanung gedauert, und das Tauziehen um die Finanzierung ließ peinliche Unkenntnis über die Trainingsrealitäten in der Schule wie auch im international gefeierten und wiederholt als „Kompanie des Jahres“ gefeierten Stuttgarter Ballett erkennen.

Marcia Haydée, Primaballerina unter Cranko, dann selbst Direktorin des Stuttgarter Balletts, zeigte sich fassungslos. „Wieso diese Kompanie und ihre Schule, die beide weltberühmt sind, nun so behandelt werden, kann ich nicht begreifen. Das ist das erste Mal, dass Stuttgart nicht alles für sein Ballett gibt“, sagte sie den Stuttgarter Nachrichten im Januar 2011.

Vier Jahre später stehen die Bagger bereit – und mit der Baufreigabe durch das Land können die Arbeiten auch beginnen. Es ist ein glücklicher Moment in einer unrühmlichen Geschichte. Die Baufreigabe? Ist eine Aufforderung: den Neubau der Cranko-Schule in einer Qualität zu realisieren, die den Spitzenleistungen in der Schule wie in der Kompanie des Stuttgarter Balletts angemessen ist.