Im illegalen Medikamentenhandel setzten die Akteure mehr Geld um als im Drogengeschäft Foto: dpa

Das Geschäft mit illegal eingeführten Medikamenten floriert in Deutschland. Die EU muss daher endlich die Vertriebswege austrocknen. Und für mehr Sicherheit bei Importen sorgen - meint Leon Scherfig.

Stuttgart - Die Behörden vermuten organisierte Kriminalität hinter den gestohlenen oder gefälschten Präparaten, die in die pharmazeutische Lieferkette gelangen konnten. Die Motivlage ist dabei wohl so banal wie klassisch: Es geht ums Geld.

Im illegalen Medikamentenhandel setzen die Akteure weltweit betrachtet weitaus mehr Geld um als im Drogengeschäft. Das liegt an den immensen Preisen für neue Antikörper und Wirkstoffe, die weiter in die Höhe schießen. Zynisch gesagt handelt es sich um ein Geschäft mit Zukunft.

Die neuen Meldungen fördern zutage, wie lukrativ dieses Geschäft ist. Schon im April warnten die Behörden vor illegal eingeführten Krebsmitteln aus Italien. Neu hingegen ist die Dimension. Handelt es sich tatsächlich um mehr als 60 und nicht um sechs Wirkstoffe, dürften die Ermittler damit anfangen, das ganz große Rad zu drehen.

Trotz der Ermittlungen lohnt es nicht, sich einem diffusen Gefühl der Unsicherheit hinzugeben: Denn die Arzneimittel sind zwar gestohlen, nicht aber unbedingt manipuliert und damit wirkungslos.

Die Ermittlungen sollten zudem Anlass für ein politisches Umdenken sein. Denn die Vertriebswege sind bei importierten Arzneimitteln häufig nicht klar nachzuzeichnen. Apotheker müssen eine sogenannte Reimport-Quote erfüllen und fünf Prozent des Umsatzes mit den Billig-Medikamenten machen. Wirtschaftlich gesehen profitieren die Krankenkassen und der Steuerzahler von den Preisen. Doch öffnet das den Markt für Hehlerware. Bis 2017 will die EU ein sichereres Packungssystem einführen. Hoffentlich ein probates Mittel, um aus dem illegalen Geschäft des Pharma-Handels eines der Vergangenheit zu machen.

l.scherfig@stn.zgs.de