Boss-Vorstandsvorsitzender Claus-Dietrich Lahrs Foto: dpa

Der scheidende Boss-Chef Claus-Dietrich Lahrs war lange vom Erfolg verwöhnt, nun hat ihn das Glück verlassen, meint unser Kommentator Klaus Köster.

Stuttgart - Unter Claus-Dietrich Lahrs hat Boss eine Erfolgsgeschichte geschrieben. Seine Strategie, die Marke globaler und exklusiver zu präsentieren, hat jahrelang Früchte getragen. Durch die eigenen Shops konnte Boss selbst bestimmen, wie die Marken präsentiert werden und zugleich die Gewinnspannen der Händler einstreichen.

Doch in den vergangenen Monaten haben die Anleger in geradezu dramatischem Maß das Vertrauen in Lahrs verloren. Im Herbst kassierte er die Jahresziele für 2015, in dieser Woche kündigte er an, dass das operative Ergebnis auch in diesem Jahr um mindestens zehn Prozent sinken wird. Wiederholte Gewinnwarnungen sind aber eine Todsünde und haben schon Managern wie Ex-Bilfinger-Chef Roland Koch das Amt gekostet. Nun macht auch Lahrs die Erfahrung, dass vergangene Verdienste an der Börse nichts zählen. Die Stärke von Boss – das eigene Filialnetz – erweist sich jetzt als Klotz am Bein, denn nun muss Boss nicht nur verkraften, dass es an Käufern fehlt, sondern bleibt auch auf den hohen Fixkosten der Filialen sitzen.

Die beste Strategie hat der Finanzinvestor Permira, der Claus-Dietrich Lahrs jahrelang auf seinem Weg begleitet und sich vor einem Jahr von seinen letzten Aktien getrennt hat – unmittelbar bevor die dramatische Talfahrt der Aktie begann. Permira hat seinen Einsatz verdoppelt, der Boss-Aktionär im vergangenen Jahr die Hälfte verloren. Eine bittere Bilanz für einen Topmanager, den nach jahrelangem Höhenflug die Fortüne verlassen hat.

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