Die aktuelle Terrorgefahr in Europa schreckt Touristen ab. Darunter leiden auch die Geschäfte von Hugo Boss (im Bild: der Fabrikverkauf in Metzingen). Foto: dpa

Der Metzinger Modekonzern Hugo Boss sucht noch nach der neuen Erfolgsstrategie. Im internationalen Bekleidungsmarkt wird es schwerer, sich zwischen Luxus- und Billigmode zu positionieren, meint Wirtschaftsredakteur Thomas Thieme.

Stuttgart - Cristiano Ronaldo hat den Anzug von Versace gegen das Modell von Hugo Boss eingetauscht. In der neuen Saison tragen die portugiesische Werbe-Ikone – in Fachkreisen auch CR7 genannt – und seine Mitspieler von Real Madrid bei offiziellen Auftritten abseits des Fußballplatzes nur noch Kleidung des Metzinger Edelschneiders. Vielleicht verknüpft der neue Boss-Chef Mark Langer damit die Erwartung, dass nicht nur etwas vom Glanz der „Galaktischen“ auf den Modekonzern abfärbt, sondern sich bald auch wieder ein ähnlicher internationaler Erfolg einstellen möge, wie ihn der amtierende Champions-League-Sieger Real Madrid zuletzt gefeiert hat.

Die Aussichten im weltweiten Geschäft mit Mode sind allerdings eher trübe. Günstige Kleidung liegt schwer im Trend und wandert bei H&M, Zara & Co stapelweise in die Einkaufstüten. Derweil reiben sich die Konkurrenten verwundert die Augen und fragen sich, wieso es ihnen nicht gelingt, dieses augenscheinlich eher simple Verkaufskonzept zu kopieren. Hugo Boss als selbst ernannter Anbieter im gehobenen Premiumbereich will nicht kopieren, sondern sich zumindest preislich deutlich abgrenzen. Doch auch dabei lauern Tücken.

Terror in Europa schreckt ausländische Touristen ab

Während in Europa nicht zuletzt terrorbedingt weniger ausländische Touristen in die Boss-Läden strömten, fallen die Chinesen in ihrer Heimat als spendable Kunden aus. Sie sind nicht mehr bereit, zum Teil erheblich höhere Preise für einen Anzug auszugeben, den sie im Internet oder im USA- und Europa-Urlaub günstiger bekommen. In Nordamerika wiederum hat die Marke Boss an Strahlkraft eingebüßt, weil die Produkte „Made in Metzingen“ dort in der Vergangenheit häufig in großen Rabattaktionen verscherbelt worden sind. Seinem Ziel, stärker ins echte Luxussegment vorzudringen, kommt Boss damit nicht näher.

Der M-Dax-Konzern reagiert kurzfristig, in dem er unter anderem den Vertrieb in den USA in die eigenen Hände nimmt, die Preise in Asien senkt und unprofitable Läden schließt. Eine detaillierte Langzeitstrategie wird Mark Langer erst im kommenden November präsentieren. Bis dahin bleibt dem Boss-Chef nur die Hoffnung, dass die kurzfristigen Maßnahmen schnell fruchten, sich das Umfeld verbessert oder vielleicht doch genügend galaktische Strahlkraft von CR7 abfärbt.