Der französische Ministerpräsident Jean-Marc Ayrault wurde ausgetauscht. Foto: dpa

Die Verluste der Sozialisten sind Hollandes persönliche Niederlage. Der Austausch des Premiers soll Neubeginn signalisieren - er könnte die so dringend benötigte neue Dynamik entfachen, meint Birgit Holzer.

Stuttgart/Paris - Es sollte nur François Hollandes Wahlkampf-Spruch bleiben, begrenzt auf die Zeit bis zur Sarkozy-Nachfolge im Mai 2012: „Der Wandel ist jetzt.“ Doch auch nach dem Wahlsieg behielt er das Motto bei, unfähig, einen klaren Kurs zu fahren.

Abwechselnd machte Frankreichs sozialistischer Staatspräsident Zugeständnisse an Wirtschaft und Gewerkschaften, oder er versprach einen mutigen Reformkurs – um es bei halben Sachen zu belassen. Im Bemühen, es jedem recht zu machen, vergraulte Hollande damit alle, denn die Verbesserung des wirtschaftlichen und sozialen Klimas lässt auf sich warten. Aus Enttäuschung blieben bei den Kommunalwahlen mehr Wähler denn je zu Hause, andere stimmten in der Hoffnung auf eine Alternative für den Front National. Selbst die bürgerliche Rechte, die als Siegerin aus dem Votum hervorgeht, gibt zu, dass ihr Erfolg in erster Linie auf einer Anti-Hollande-Wahl basiert.

Die Verluste der Sozialisten sind Hollandes persönliche Niederlage. Ein radikaler Umbau seiner Regierung und der Austausch des Premiers sollen den Neubeginn signalisieren. Die Einsetzung von Manuel Valls bedeutet eine Bestätigung seines unternehmerfreundlicheren Kurses, der die Parteilinke noch weiter verärgern wird. Anders als Marc Ayrault droht Valls dem Präsidenten mit seinem Charisma die Schau zu stehlen. Doch kann er die so dringend benötigte neue Dynamik entfachen. Funktionieren wird das aber nur, wenn auch Hollande sich ändert und endlich eine klare Richtung einschlägt.