Die Hamburger Olympia-Bewerbung scheiterte nicht nur an der Flüchtlingskrise oder Terrorängsten, urteilt STN-Sportchef Gunter Barner, der internationale Spitzensport genießt nach Skandalen in der Leichtathletik, bei der Fifa und beim DFB kein Vertrauen mehr.

Hamburg - Allen optimistischen Prognosen zum Trotz: Hamburgs Bürger haben den olympischen Traum in der Elbe versenkt. Aus und vorbei. Das ist schade, aber kein Weltuntergang. Und der Sport wäre ein schlechter Verlierer, würde er die Ursachen seines Scheiterns nicht in erster Linie bei sich selbst suchen. Natürlich drückt der Flüchtlingsstrom auf die Stimmung, die Terroranschläge von Paris schüren diffuse Ängste. Aber das eindeutige Nein der Hansestadt zu einer Olympia-Bewerbung hat tieferliegende Gründe. Die Welt des Spitzensports hat zunehmend Probleme, sich zu legitimieren.

Die Reflexe der Menschen sind so schlicht wie verständlich: Warum sollen wir Milliarden an Steuergeldern in ein Spektakel stecken, das am Schluss ein paar Sportstars noch reicher macht und einer Handvoll korrupter Funktionäre dient, sich die Taschen zu füllen? Das wird der Faszination Olympischer Spiele zwar nicht annähernd gerecht, verdeutlicht aber die Misere: Der internationale Spitzensport steckt in einer tiefen Vertrauenskrise. Der Welt-Fußballverband (Fifa) ist ein Intriganten-Stadl und Selbstbedienungsladen, der Deutsche Fußball-Bund (DFB) steht im begründeten Verdacht, die WM 2006 mit gekauften Stimmen nach Deutschland geholt zu haben, und in der Welt-Leichtathletik verfestigt sich der Eindruck, dass ohne Doping niemand mehr einen Blumentopf gewinnen kann.

Deshalb stellt sich nun auch nicht die Frage, ob Deutschland überhaupt noch Großprojekte im Sport oder in anderen Bereichen stemmen kann. Man kann, wenn es gelingt, die Bürger von der Sinnhaftigkeit zu überzeugen. Hamburg und der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) haben hart gekämpft. Es hat trotzdem nicht gereicht. Aber wie heißt es im Sport: aus Niederlagen lernen!