Im Gespräch mit Merkel: Griechischer Premier Tsipras Foto: dpa

Die Sorgen um Griechenland werden wieder größer. Die Reformliste wurde längst nicht so rasch abgearbeitet, wie die Geldgeber dies festgelegt hatten.

Brüssel - Die Sorgen um Griechenland werden wieder größer. Auch wenn man Ministerpräsident Alexis Tsipras zubilligen muss, dass der Wahlkampf Zeit kostete, wurde die Reformliste längst nicht so rasch abgearbeitet, wie die Geldgeber dies festgelegt hatten. Da passt die Drohung des Internationalen Währungsfonds ins Bild, aus der Sanierung der Staatsfinanzen auszusteigen, weil die Euro-Partner sich einem Schuldenschnitt verweigern.

 

Aber der Washingtoner Fonds wurde und wird gebraucht – nicht nur als Aushängeschild für die Seriosität der Operation, sondern auch  weil er jene drakonische Härte zeigen kann, die dem Währungsunion nicht möglich ist.

Längst freilich hätte man in Brüssel Schritte zur Restrukturierung der Schulden beschließen können. Ein Schuldenschnitt ist politisch ja nicht durchzusetzen, noch längere Laufzeiten und erneut gesenkte Zinsen hätten immerhin einen vergleichbaren Effekt. Aber die Euro-Familie reagiert noch immer so, als wolle sie das zunächst störrische Mitglied für seinen Ungehorsam bestrafen. Das hilft niemandem. Allerdings  kann und darf es keine Alternative zu dem Prinzip „Reformen vor Geld“ geben – das sind die Mitgliedstaaten ihren Bürgern schuldig.

Aber auch Athen ist in der Pflicht. Dass Tsipras den Druck aus Brüssel braucht, haben die Abstimmungen am vergangenen Wochenende deutlich gemacht. Offenbar hat ein Großteil der Abgeordneten immer noch nicht begriffen, wo das Land steht. Der Grexit ist noch lange nicht vom Tisch.