Er findet den ägyptischen Staatspräsidenten al-Sidi „beeindruckend“ – SPD-Chef Sigmar Gabriel bei einer Pressebegegnung während seines Besuches am Nil. Foto: dpa

Ein stabiles Ägypten liegt im Interesse der Region und des Westens. Man wird mit seinem Präsident auskommen müssen. Deshalb muss man ihm aber nicht huldigen, kommentiert Norbert Wallet.

Kairo - SPD-Chef Gabriel findet Ägyptens Präsident al-Sisi „beeindruckend“. Jedenfalls hat er das in Kairo öffentlich gesagt, und das war als demonstratives Lob gedacht. Al-Sisi ist ein Autokrat in einem Folterstaat, der Menschenrechte einschränkt, Widerspruch nicht duldet und dessen Gefängnisse von Regierungsgegnern voll sind. Das ist weniger beeindruckend als bedrückend. Gabriels öffentliches Lob für den Machthaber ist empörend.

Nur muss man genau aufpassen, worüber man sich da empört. Es mag durchaus richtig sein, in al-Sisi eine Art kleineres Übel zu sehen. Und es liegt im vitalen Interesse der gesamten Region, auch des Westens, wenn der Nachbarstaat Israels nicht auch noch zu einem gescheiterten Staat wird, in dessen Vakuum sich Terror und Chaos breit machen. Da ist jede romantische Beschwörung des einst hoffnungsvollen arabischen Frühlings völlig fehl am Platz. Wenn Ägypten noch einigermaßen stabil ist, liegt das auch an al-Sisi. Man wird also mit ihm auskommen müssen.

Das kann man als westlicher Politiker offen, wenn auch zähneknirschend, sagen. Gabriel aber hat etwas ganz anderes gemacht: Er hat dem Ägypter eine Generalabsolution erteilt. Warum regt sich die SPD dann überhaupt über Erdogan auf?