Polizisten in Mannheim nehmen einen verdächtigen Asylbewerber fest. Unter den Flüchtlingen gibt es Kriminelle – aber auch viele Unschuldige Foto: dpa

Flüchtlinge pauschal als gut oder böse einzustufen, hilft nicht weiter. Es muss gelten: Kriminelle müssen bestraft werden, Unschuldige geschützt.

Stuttgart - Deutschland gespalten Vaterland. Dieses Eindrucks kann man sich in der Flüchtlingsdebatte nicht erwehren. Die einen sehen in den vielen Menschen, die täglich über die Grenzen strömen, eine gewaltige Bedrohung. Die anderen halten jeden, der zu uns kommt, für einen bedauernswerten Tropf, dem man mit allen Mitteln helfen muss. Dazwischen, das Gefühl drängt sich auf, hat nicht mehr viel Platz.

Die Zahlen, die das Innenministerium jetzt ermittelt hat, dürften diesen Graben noch vertiefen. Über 23 000 Straftaten von Asylbewerbern hat die Polizei im Land bis Ende Oktober gezählt. Das ist viel Holz, zumal wenn man bedenkt, dass Tausende Gewaltdelikte dabei sind. Man kann die Sache aber auch anders sehen. Die Flüchtlinge haben sich seit vergangenem Jahr verfünffacht, die Straftaten nur knapp verdoppelt. Und überfüllte Unterkünfte tun ihr Übriges, um die Lage zu verschärfen. Wo also liegt die Wahrheit?

Wie so oft in der Mitte. Asylbewerber haben eine höhere Kriminalitätsrate als die Gesamtbevölkerung. Ob das auch so wäre, wenn sie leben würden wie alle anderen, weiß keiner. Viele sind harmlose Schutzbedürftige, andere schlicht Kriminelle, die das Asylrecht missbrauchen, um Einbrüche zu begehen oder mit Drogen zu handeln. Pauschalurteile helfen nicht.

Deshalb gilt: Kriminelle müssen konsequent bestraft werden. Und der Gesetzgeber muss sich Gedanken darüber machen, wie mit Menschen umzugehen ist, die Schutz suchen, aber dann immer wieder mit schweren Straftaten auffallen. Andererseits dürfen Unschuldige nicht kriminalisiert werden, weil andere sich nicht an Gesetze halten. Man muss unterscheiden. Das gilt für Flüchtlinge genauso wie für jeden anderen. Zumindest darin sollte sich Deutschland einig sein.