Der Bundespräsident setzt in der Debatte um die deutsche Flüchtlingspolitik klare Zeichen: In Magdeburg traf der die Somalierin Faduma Ali Khalif vom Flüchtlingshilfe-Verein Refugium. Foto:  

Der Zustrom von Flüchtlingen wächst. Die Aufregung darüber auch. Doch Deutschland geht mit dem Thema kühler und redlicher um, als es gerade in diesen Tagen scheinen mag.

Vieles läuft richtig im Umgang Deutschlands mit Flüchtlingen. Das muss gesagt werden. Gerade jetzt, da die Aufregung um das Thema zunimmt. Die Zahl der Asylbewerber auch. In einer Phase, in der Idioten eine Flüchtlingsunterkunft anzünden und selbst ernannte, skurrile Abendlandschützer gegen diejenigen demonstrieren, die sich aus Elend und Gefahr nach Deutschland gerettet haben.

Es zeugt von Anstand, dass die Bereitschaft erfreulich hoch geblieben ist, Flüchtlinge aufzunehmen. Was sich etwa darin widerspiegelt, dass in diesem Jahr gut 90 Prozent der Antragsteller aus dem besonders kriegsversehrten Syrien als Asylanten anerkannt wurden. Am unmittelbarsten materialisiert sich die redliche Gesinnung des weit überwiegenden Teils der Bevölkerung in den vielen Hilfen und Spenden Einzelner, in Aktionen von Vereinen und Kirchen. Da gibt es tolle und rührende Initiativen. Da wird nicht geschwätzt, sondern gehandelt.

Hilfreich ist auch, dass Probleme und Fehler der Flüchtlingspolitik präziser benannt und offener diskutiert werden als in der Vergangenheit. Die Interessengegensätze sind ja da. Auch wird der Flüchtlingsdruck noch steigen. Umso mehr kommt es darauf an, mit kühlem Kopf zu wägen, was wünschenswert und was machbar ist. Und denen entgegenzutreten, die diese Gesellschaft spalten, und jene Kräfte zu bestärken, die sie zusammenhalten. Eine Gesellschaft, zu der auch die gehören, die neu dazukommen.