Erste Gesundheitsuntersuchungen sollten eigentlich in den Landeserstaufnahmestellen für Flüchtlinge erfolgen Foto: dpa

Die ersten Gesundheitstests von Flüchtlingen erfolgen oft viel zu spät. Das ist gefährlich, weil sich ansteckende Erkrankungen wie Tuberkulose ausbreiten können – und setzt die sowieso bereits geschwächten Menschen einer weiteren Gefahr aus.

Stuttgart - Es ist nur ein Mosaikstück, aber es fügt sich passgenau ins große Bild: Die vom Land verantworteten Aufnahmestellen für Flüchtlinge geben den gewaltigen Druck, der auf ihnen lastet, weiter an Städte und Kommunen. Im Kleinen heißt das: Ärzte, die mit substanziellen Untersuchungen – wie den Tests auf Tuberkulose – nicht mehr nachkommen, überlassen dies den Amtskollegen in den Gesundheitsämtern.

Szenen einer Überforderung. Doch das entschuldigt nichts. Die gängige Praxis des Landes ist nämlich so dreist wie fahrlässig. Und zwar zum Teil sogar in gefährlicher Weise.

Dreist ist sie, weil das Land bislang die Kosten für die Gesundheitstests ganz diskret auf die einzelnen Gesundheitsämter umwälzt. Die einmalige Landespauschale sieht keinen Posten für diese Untersuchungen vor. Hier müssen Land und Kommunen eine neue Regelung finden. Zwei Wege sind möglich: Entweder die Landeserstaufnahmen in Karlsruhe, Meßstetten und – ab 2016 – in Schwäbisch Gmünd nehmen ihre Aufgabe nicht nur wahr, sondern erfüllen sie auch. Oder das Land erhöht die Pauschale, die es für die Unterbringung von Flüchtlingen zahlt.

Fahrlässig ist vor allem die Laissez-faire-Politik jedoch, weil sie die Gesundheit gefährdet. Nicht etwa, weil sich nun die Menschen fürchten müssen, sich in der Bahn mit Tuberkulose anzustecken. Ärzte heben hervor, dass die Gefahr einer Übertragung der Erkrankung im Alltag verschwindend gering ist. Die Gefahr geht nicht von Flüchtlingen aus, sondern sie besteht für sie. Denn Flüchtlinge zählen wegen ihrer verminderten Abwehrkräfte zu den häufigsten Tuberkulose-Patienten. Das unterstreicht einmal mehr: Diese Menschen brauchen unsere Hilfe.

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