Die Polizei sucht nach Schleusern und illegal eingereisten Flüchtlingen – doch die Hintermänner lassen sich kaum erwischen Foto: dpa

Kriminelle Banden finden immer neue Wege, um Flüchtlinge auszunehmen und nach Deutschland zu schleusen. Um an die Hintermänner zu kommen, muss sich die Zusammenarbeit der Behörden in Europa weiter verbessern.

Stuttgart - Soll man sich nun freuen oder nicht? Der Kontrolldruck der Bundespolizei vor allem an den Grenzen des Landes zeigt offenbar Wirkung. Im ersten halben Jahr sind in Baden-Württemberg weniger Schleuser ins Netz gegangen als zuvor. Das klingt erst einmal gut und könnte darauf hindeuten, dass die kriminellen Banden ihre Umtriebe eingeschränkt haben. Doch leider wäre das eine allzu naive Vorstellung. Das Verbrechen gibt nicht auf, es denkt nur um.

In diesem Jahr sind bisher noch mehr Flüchtlinge von kriminellen Organisationen ins Land geschleust worden als in den Vorjahren. Die Täter lassen sich nur nicht mehr so leicht erwischen. Sie sind vorsichtig geworden angesichts der vielen Festgenommenen. Die Bosse im Ausland schicken Handlanger oder winken den Hilfesuchenden nach dem Abkassieren aus sicherer Entfernung hinterher.

Nachlassen darf die Polizei in ihren Bemühungen, die Schleuser zu fassen, dennoch nicht. Das wäre eine Einladung. Man muss die Hintermänner verfolgen und hart bestrafen. Denn was sie mit den Ärmsten der Armen veranstalten, ist beschämend. Nicht nur im Mittelmeer, auch vor unserer Haustür. Alles, was sie haben, opfern die Flüchtlinge für die Fahrt ins Ungewisse, die oft unter lebensgefährlichen Bedingungen verläuft. Kommt man in Deutschland nicht an die Täter heran, muss sich die Zusammenarbeit in Europa weiter verbessern. Das täte ohnehin in allen Flüchtlingsfragen gut. Vorher gibt es auch keinen Grund, sich zu freuen.