Ferienjobs sind derzeit gefragt – auf beiden Seiten Foto: dpa

In den Werkhallen der Region werden in den kommenden Wochen zahlreiche Schüler für eine reibungslose Produktion sorgen. Solche flexiblen Personalreserven nützen den Firmen, den Schülern – und nicht zuletzt den Stammbelegschaften.

Stuttgart - Der Daimler-Konzern wird in den Sommerferien beinahe in der Hand von Schülern sein. 13 200 von ihnen werden in den kommenden Wochen Teile im Werk transportieren, Autos zusammenbauen und sogar in der Entwicklung aushelfen. Und Daimler ist kein Einzelfall – auch bei anderen Firmen schwebt eine Armada von Jugendlichen ein, damit die Stammbelegschaft ausspannen kann. Die Schüler sind für die heimische Industrie eine Art Einsatzreserve. Ohne sie wäre es für die Stammbelegschaft schwieriger, in den Sommerferien abzutauchen – und für die Autobauer wäre es schwieriger, lieferfähig zu bleiben.

Auch in anderen Branchen, in denen nicht so gut verdient wird, sind Ferienjobs für beide Seiten ein Gewinn; und auch deswegen hat Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles Schüler als eine von ganz wenigen Gruppen vom Mindestlohn ausgenommen. Diese Vorschriften sollen Menschen vor Ausbeutung schützen – tatsächlich aber führen sie dazu, dass viele sinnvolle Beschäftigungsverhältnisse nicht mehr zustande kommen. Absolvieren die Schüler nach ihrer Ausbildung ein freiwilliges Praktikum, werden manche von ihnen zu spüren bekommen, dass es nicht hilfreich ist, nach drei Monaten aufhören zu müssen, weil die Firmen dann auf den Mindestlohn aufstocken müssen.

Gerade die Verhältnisse bei den nicht vom Mindestlohn betroffenen Schülern zeigen, dass Löhne und Arbeitsbedingungen auch ohne gesetzliche Untergrenze nicht ins Bodenlose fallen. Denn in Branchen wie Pflege und Gastronomie sind immer noch eine Reihe von Ferienjobs offen – weil gut bezahlende Firmen wie Daimler auf den gesamten Markt eine Sogwirkung entfalten und damit auch die Ansprüche an andere Jobs in die Höhe schrauben.

k.koester@stn.zgs.de