Ortskern und Bottwarwiesen müssen erst noch zusammenwachsen - die Bürger haben derzeit das Wort. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Ein Aldi-Discounter und ein dm-Markt sind für das Oberstenfelder Areal Bottwarwiesen im Gespräch. Es ist gut, dass die Bürger dazu ihre Meinung im Verfahren äußern können.

Oberstenfeld - Die Oberstenfelder sind gefragt: Sie können noch bis zum 30. Mai ihre Anregungen für das neue Bottwarwiesen-Areal auf der Gemeinde-Homepage vorbringen. Was auch immer in den nächsten 20 Tagen im Rathaus eintrudelt – es wird zur Kenntnis genommen, dokumentiert und diskutiert. Es ist eine der Stärken unserer Demokratie, dass die Bürger in solchen Verfahren angehört werden. Jede Stellungnahme kann das weitere Verfahren beeinflussen. Am Ende entscheidet im Idealfall die Stärke des Arguments – frei nach den Regeln des herrschaftsfreien Diskurses, wie sie der Soziologe Jürgen Habermas formulierte: Entscheidend ist nicht, wer etwas sagt, sondern wie schwer das geäußerte Argument als solches im Widerstreit wiegt.

Die Stimme des Investors wiegt mehr als die der Einzelhändler

Nun haben Kritiker Jürgen Habermas vorgeworfen, es gebe keine ideale Sprechsituation, in der es nicht darauf ankommt, wer die Argumente vorbringt. So ist es wohl auch in Oberstenfeld. Wer würde bezweifeln, dass die Stimme der Levkas GmbH als Investor des Areals ein größeres Gewicht hat als die Ansichten einzelner Händler an der Großbottwarer Straße, die Existenzängste vorbringen und sich womöglich nicht damit abspeisen lassen wollen, dass ihnen verheißen wird, trotz eines Aldi-Marktes und einer dm-Filiale im Gebiet Bottwarwiesen werde ihnen vom großen Kuchen der rund 1300 neuen Bürger auf Dauer genügend Ertrag abfallen, um auch weiterhin wettbewerbsfähig bleiben zu können?

Der Wettbewerb um Kunden wird über das Auto ausgetragen

Es wäre naiv zu glauben, die neuen Einwohner in den Bottwarwiesen würden nur durch neue Mittelinseln auf der L1100 zahlreich dazu bewegt, über die Gronauer Straße zu Fuß oder mit dem Rad in die Ortsmitte zu pilgern, um dort Einkäufe zu tätigen. Der Wettbewerb um Käufer im Lebensmittelsektor wird stattdessen weiterhin über das Auto ausgetragen. Deshalb gleiten Einkäufer mit ihren Fahrzeugen auf der Großbottwarer Straße auf einem bequemen schwarzen Asphalt durch die Ortsmitte und finden Parkplätze – einer der Faktoren, warum es im Oberstenfelder Zentrum noch lebendig zugeht. Und so wird ein Aldi-Markt, so er denn kommt, mit einem Parkplatzangebot ebenso die Stammkunden der Ortsmitte umwerben wie die, die zum Billiggroßeinkauf zu Filialen anderer Lebensmittelketten fahren.

Um schließlich auf Habermas zurückzukommen: Das Argument, dass ein neuer 1300-Einwohner-Ortsteil eine nahe Versorgung braucht, wiegt schwer. Es dürfte aber auf das Wie ankommen.

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