Probleme am Rande: EU-Kommissionspräsident Juncker versucht den griechischen Regierungschef Tsipras offenbar von den Vorzügen einer Krawatte zu überzeugen Foto: AP

So wichtig und richtig es bleibt, Athen in der Euro-Zone zu halten, so wichtig ist es auch, nicht den Eindruck eines Sonderangebots aufkommen zu lassen.

Längst sind die Forderungen der Euro-Familie an Griechenland kein ehernes Bollwerk mehr, das Athen nach dem Motto „Friss oder stirb“ zu akzeptieren hat. Ganz falsch ist das nicht. Dennoch darf es für die Bundeskanzlerin, den französischen Staatspräsidenten und den Kommissionschef nicht nur darum gehen, Griechenland um jeden Preis zu retten.

So wichtig und richtig es bleibt, Athen in der Euro-Zone zu halten, so wichtig ist es auch, nicht den Eindruck eines Sonderangebots aufkommen zu lassen. Die Grundüberlegung war immer richtig: Wer das Geld seiner Partner nimmt, um zu überleben, muss Gegenleistungen in Form von Reformen erbringen. Denn diese wurden ja nicht zur Strafe ersonnen, sondern als Aufbauprogramm. Es tut gut, sich das gelegentlich wieder in Erinnerung zu rufen.

Dass der griechische Regierungschef Tsipras und seine Mitstreiter glaubten, die Gespräche mit den Geldgebern durch Angriffe und Verunglimpfungen würzen zu müssen, hat den Verhandlungen sicherlich nicht geholfen. Deshalb war es zweifellos angebracht, die Verhandlungen zur Chefsache zu machen, ehe die Finanzminister und die Fachleute die Ausarbeitung der Details übernehmen.

Doch ein derart unkonventionelles Vorgehen macht zugleich deutlich, wie dringend die Währungsunion eine handlungsfähige Struktur, wenn nicht sogar eine Regierung braucht, die mit Macht und Gewicht ausgestattet ein Verhandlungsmandat hat. Wenn der Fall Athen irgendwann gelöst sein wird (und das wird er), dann muss die innere und äußere Struktur der Euro-Familie ein Thema werden. Griechenland darf sich – das gegenwärtige Hin und Her ebenso eingeschlossen wie der unwürdige Verlauf der Gespräche – nicht wiederholen.