Anonyme Bewerbungen sollten auf dem Ausbildungsmarkt zum Standard werden Foto: dpa-Zentralbild

Experten fordern anonymisierte Bewerbungen, um Diskriminierung auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zu bekämpfen. Die seien aber nicht überall sinnvoll, findet StN-Volontär Nils Mayer in seinem Kommentar.

Stuttgart - Menschen mit ausländischen Wurzeln, Männer, die älter als 50 Jahre sind, und Frauen, die eines Tages womöglich Mutter werden könnten, haben es auf dem Arbeitsmarkt schwerer als die Konkurrenz. Trotz vergleichbarer Qualifikation wandern ihre Unterlagen oft ungelesen in den Papierkorb. Diesen Bewerbern wird damit die Chance genommen, in einem Vorstellungsgespräch persönlich überzeugen zu können.

Experten fordern deshalb zu Recht anonymisierte Bewerbungen. Dies wäre ein erster Schritt, die Auswahl fairer zu gestalten. Doch ist das Verfahren auch für alle Branchen und alle Ebenen ratsam? Nein. Anonymisierte Bewerbungen sind nicht überall sinnvoll. Etwa dort, wo Führungskräfte gesucht werden oder Arbeitsproben und Referenzen eine wichtige Rolle spielen. Dort müssen Personalchefs von Beginn an sehen, mit wem sie es zu tun haben. Auf dem Ausbildungsmarkt hingegen, wo alle Bewerber mit den nahezu gleichen Voraussetzungen ins Rennen gehen, sollte das Verfahren Standard werden.

Für die Unternehmen bedeutet es zwar einen größeren Aufwand, das neue Verfahren einzuführen.Dafür wird aber kein Talent mehr übersehen. Im persönlichen Gespräch können die Bewerber beweisen, dass ein Arbeitsvertrag für beide Seiten eine lohnenswerte Investition in die Zukunft wäre.