Die Filderklinik in Filderstadt steht im Blickpunkt des Interesses, seit der Tod der jungen Esra O. das Vertrauen der Patienten in die Ärzte erschütterte Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Ärzte machen Fehler, doch Patienten brauchen Behandlungen: Sie sollten sich immer dessen gewahr sein, dass jede medizinische Behandlung – vom Medikament bis zur Operation – Risiken beinhaltet und ihre Zustimmung gut abwägen, meint unser Lokalredakteur Alexander Ikrat.

Stuttgart - Wer hat sich nicht schon einmal in ein Krankenhaus begeben, um sich einem Eingriff zu unterziehen? Oder wenigstens einen Verwandten, der dies getan hat? Man ist geneigt, es als Allerweltsangelegenheit abzutun, wenn sich jemand den Meniskus glätten lässt, den Blinddarm entfernen oder auch eine Zyste am Eierstock beseitigen.

Der Fall der 21-jährigen Esra O., die nach einem Routineeingriff in Filderstadt gestorben ist, lenkt den Blick darauf, dass jede medizinische Behandlung Risiken beinhaltet.

Ob Esra die Einverständniserklärung, die sie unterschrieb, leichtgenommen hat, wird nie aufgeklärt. Es spielt auch keine Rolle, da keine einzige Antwort auf die vielen Fragen, die sich stellen, die junge Frau zurückbringen kann.

Esras Fall ist aber eine Mahnung an alle Menschen, sich mit ihrer Diagnose und der vorgeschlagenen Therapie zu beschäftigen. Zu prüfen, ob diese wirklich notwendig ist. Fragen zu stellen, auch wenn der zweifellos viel beschäftigte Arzt genervt ist. Nachzuhaken, bis man alles verstanden hat und sich seiner Sache sicher ist. Das fängt beim Beipackzettel fürs Schmerzmittel an und hört bei den möglichen Nebenwirkungen einer Operation auf.

In Zeiten einer weitverbreiteten Vollkasko-Mentalität denken viele: Das darf doch nicht passieren! Richtig ist: Es kann passieren – grundsätzlich überall. Es nutzt nichts, ein Krankenhaus wie die Filderklinik, die jährlich mehr als 50 000 Patienten ambulant oder stationär zumeist erfolgreich behandelt, in eine Ecke zu stellen.

Damit würde eine im Grundsatz gute Krankenversorgung beschädigt, heute hier, nächsten Monat da. Alle Krankenhäuser müssen ihre Lehren aus einem Fall wie jenem der Esra O. ziehen und sich weiter verbessern. Wachsame Patienten helfen ihnen dabei.