Foto: Lichtgut/Leif Piechowski/Leif Piechowski

Zehn Jahre lang lagen die Zahlen, Daten und Fakten zur Versorgung mit Spielflächen auf Eis, jetzt holt der Klimawandel die Ämter ein. Die Stadt muss nun schnell und unkompliziert für Schatten sorgen, fordert Redakteurin Barbara Czimmer.

Was waren nicht alle stolz auf unsere Verwaltung! Blaupause sollte sie sein für die neuen Bundesländer, Abgesandte schickte man in deren Rathäuser und machte sich lustig über die Fünfjahrespläne der DDR, das übliche Instrument der Zentralverwaltungswirtschaften. Doch wie Stuttgart mit seiner Spielflächenplanung verfahren ist, überflügelt das Planungsinstrument der Genossen bei Weitem: Zehn Jahre sind ins Land gegangen seit der letzten Erhebung von Daten und Fakten.

Zehn Jahre, in denen sich die Stuttgarter Innenstadt maßgeblich verändert hat durch Umbauten, Neubauten und die überbordende Nutzung des öffentlichen Raums für Autos, Gastronomie und E-Scooter. Zehn Jahre, in denen sich auch das Klima wesentlich geändert hat. Kindern aber hat man in dieser Zeit augenscheinlich nicht wesentlich mehr Raum und nicht genügend Aufmerksamkeit gewidmet. Es wird noch lange dauern, bis der neue Spielflächenleitplan verabschiedet und umgesetzt ist. In Anbetracht der Hindernisse wie ausgebuchte Handwerks- und Gartenbaufirmen oder Verhandlungen mit Investoren kann das Jahre dauern.

Zur Ehrenrettung Stuttgarts muss allerdings auch gesagt werden, dass das Ziel ausgerufen worden ist, eine kinderfreundliche Kommune zu werden. Und dass aus dem anfänglichen Papiertiger dank der Verwaltungsspitze ein aktives Bestreben wurde, vorangetrieben von einer Kinderbeauftragten mit entsprechenden Befugnissen und Budget. Seither sind zum Beispiel – abseits des Spielflächenleitplans – viele Alternativen entwickelt und umgesetzt worden, wie man Stadtraum für Kinder zurückerobert, mit großer Zielstrebigkeit und Spontanität in der Verwaltung.

Bertolt Brecht hatte recht: Menschliches Planen ist unzulänglich. Der Klimawandel zeigt seine unangenehmen Seiten schneller, als allen lieb ist. Deshalb sollten Stuttgarts Ämter die in Teilen zu beobachtende Spontanität beibehalten und nicht länger ohne Elan auf Plangrößen warten, sondern Ideen aus den Bezirken aufgreifen. Vor allem aber das Tempo bei der Umsetzung steigern.