Es ist ein Abend der Gewinner. Aber wie das so ist im Leben: Dort wo Licht ist, ist auch Schatten ...

Es ist ein Abend der Gewinner. Aber wie das so ist im Leben: Dort wo Licht ist, ist auch Schatten ...

Die Ergebnisse, die Sitzverteilung und weitere Infos in unserem Wahl-Special

Die CDU ist die SPD losgeworden, sie stellt für weitere vier Jahre die Kanzlerin. Doch auf Angela Merkel warten Herausforderungen, die weit größer sind als jene in den vergangenen vier Jahren. Sie wird beweisen müssen, dass sie mehr kann als moderieren - angesichts des Wahlergebnisses und der Wirtschaftskrise bleibt für weitere Kompromisse keine Zeit. Sie wird zeigen müssen, dass sie agieren kann. So wie ihr Vorgänger Gerhard Schröder, der als rot-grüner Kanzler gegen die eigene Partei mit der Agenda 2010 das wichtigste Reformprojekt der vergangenen Dekade durchboxte. Sogar mehr als er, schließlich werden die heute notwendigen Veränderungen noch größere Bevölkerungsgruppen gegen die Regierenden aufbringen. Steuern, Renten, Sozialaus- und -abgaben und manches mehr: Eine "Agenda 2015" darf keine Tabus kennen, falls sich Schwarz-Gelb nicht an kommenden Generationen versündigen will.

Die künftige Bundesregierung hat jedenfalls das klare Mandat, Deutschland wirtschaftlich wieder in die Spur zu bringen. Dafür steht das starke Abschneiden der FDP, die ja von Leihstimmen aus dem christdemokratischen Lager profitieren konnte. Schwarz-Rot ist abgewählt, Schwarz-Gelb hat gesiegt: Guido Westerwelle ist dank seiner Festlegung auf die CDU der ganz große Gewinner. In jeder anderen Koalition hätte er sich vom Chef der drittstärksten Partei wieder zum Fünfprozenthürdenzitterer degradiert.

Auch die Grünen sind Sieger, die Linken sowieso. Ja selbst die SPD, allen desaströsen Zahlen zum Trotz, hat gewonnen - und zwar die Zeit, die sie dringend benötigt, um ihre nach Schröders Kanzlerschaft verlorene Mitte wieder zu finden. Es wird wohl ein schmerzhafter Prozess werden, denn mit einem künftigen Oppositionsführer Frank-Walter Steinmeier und einem Parteichef Franz Müntefering, nicht erst seit gestern ein Auslaufmodell, ist die notwendige Neupositionierung der Sozialdemokratie gerade gegen Linksaußen kaum zu erreichen.

Und dann wäre da noch der wichtigste Gewinner des Wahlabends: das deutsche Volk. Große Koalitionen sollten in einer Demokratie seltene Ausnahmen sein. Das Erstarken der drei kleinen auf Kosten der beiden großen Parteien hat erneut bewiesen, dass Große Koalitionen Angebote abseits der sicheren Mitte stärken. Die Wählerinnen und Wähler haben für klare Verhältnisse gesorgt. Sie dürfen, wenn sie wollen, stolz darauf sein.

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