Natürlich gibt es finanzielle Zwänge. Doch gerade wenn es um Asbest und Brandschutz geht, dürfen Sparzwänge bei der Sanierung der Württembergischen Landesbibliothek nicht die wichtigste Rolle spielen, meint unsere Redakteurin Wenke Böhm.
Stuttgart - Der Sanierungsstau im Land ist groß, Geld fehlt an vielen Ecken. Da scheint es verständlich, dass das Finanzministerium bei der Sanierung der Württembergischen Landesbibliothek genau hinschaut, zumal die Einrichtung gerade einen schicken Erweiterungsbau für rund 50 Millionen Euro vor die Tür gesetzt bekommt. Doch wenn Sparanstrengungen die weiteren Sanierungspläne bremsen, dann ist das nicht nur ärgerlich für diejenigen, die sehnsüchtig auf Entscheidungen warten, um die weiteren Schritte zu planen. Im Fall der Landesbibliothek ist es auch ein Spiel mit dem Feuer – und das nicht nur im übertragenen Sinne.
Der Brandschutz des Gebäudes war schon bei der Eröffnung 1970 in Teilen überholt, und seitdem sind mehr als 45 Jahre vergangen. Hohe Brandlasten in den Doppelböden, die offene Bauweise ohne Brandabschnitte und die fehlende flächendeckende Brandmeldeanlage fallen normalerweise kaum auf. Aber auch nur, solange kein Feuer ausbricht.
Es droht ein langes Provisorium
Der Asbest im Estrich des Magazinbodens macht die Sache nicht besser. Seitdem er bei Schadstoffuntersuchungen gefunden wurde, lässt die Bibliotheksleitung regelmäßig messen, ob Asbest möglicherweise durch Schäden an der alten Bausubstanz freigesetzt wird. Rund 15 000 Quadratmeter Bodenfläche müssten saniert werden, heißt es. Die Chance, das mit Hilfe der Ausweichfläche Tiefgarage möglichst bald und gleich in einem Rutsch zu tun, scheint inzwischen vom Tisch. Bemühungen in die Richtung sind jedenfalls nicht zu erkennen.
Wenn in zehn Schritten saniert und der Brandschutz etappenweise erneuert wird, bleiben Altbau und Teile des Neubaus unter Umständen bis 2026 ein Provisorium. Den damit verbundenen Kraftakt durch Lärm, Staub und Umwege würden die Mitarbeiter auf sich nehmen, um während der Bauzeit für ihre Kunden da zu sein. Doch Sicherheit ist nicht verhandelbar. Zumindest da, wo sie in Frage steht, sollte das Finanzministerium nicht sparen und trotz der zu erwartenden hohen Sanierungskosten aufs Tempo drücken.