Schumachers Managerin im Blitzlichtgewitter Foto: EPA

Fast eine Woche nach seinem schweren Skiunfall im französischen Méribel gibt es nur einen Wunsch zu Michael Schumachers 45. Geburtstag an diesem Freitag: Dass er gesund wird.

Fast eine Woche nach seinem schweren Skiunfall im französischen Méribel gibt es nur einen Wunsch zu Michael Schumachers 45. Geburtstag an diesem Freitag: Dass er gesund wird.

Damit wäre eigentlich schon alles gesagt. Schließlich ist der ehemalige Formel-1-Weltmeister nicht der Einzige, der in der Spezialklinik von Grenoble nach einem schweren Sturz auf der Piste um sein Leben kämpft. Sein Schicksal, mitten im Schnee-Urlaub aus dem Alltag gerissen zu werden, teilen in jeder Skisaison viele andere. Sehr viele. Nicht der Unfall ist in dem Fall also das Besondere, sondern die Person. Eine, mit der es das Schicksal bis zu dem tragischen und folgenschweren Sturz gut gemeint hat. Sportlich, familiär, wirtschaftlich. Eine auf der Sonnenseite des Lebens. Eine, mit der sich Millionen Menschen auf der ganzen Welt identifizieren können. Michael Schumacher hat zu seinen aktiven Formel-1-Zeiten im schillernden Rennsport Maßstäbe gesetzt: nicht nur der vielen WM-Titel wegen. Sondern vor allem wegen seiner Bodenhaftung auch im privaten Leben.

Ein Medienereignis. Und was für eines. Wer folgt wem? Die Heerscharen der Journalisten dem brennenden Interesse, dem legitimen Informationsbedürfnis einer weltweiten Öffentlichkeit? Oder Millionen Menschen dem inszenierten Medien-Hype, der ihnen im Minutentakt Nachrichten ohne Neuigkeitswert als exklusive Brocken hinwirft? Was dürfen Berichterstatter sagen , wenn es nichts zu sagen gibt? Wenn sich Meldungen nur aufs Hörensagen stützen können, nicht mehr als Vermutungen am Rande der Beliebigkeit? Wenn Hundertschaften von Reportern allein durch pure Anwesenheit Aktualität vorgaukeln. Schlimmer noch: Wissen.

Niemand kann sich mehr gedulden. Abwarten. Innehalten. Was ist die Nachricht wert, der Zustand des Patienten sei im Moment stabil – über den Moment hinaus? Während die Ärzte in der Klinik um das Leben von Michael Schumacher kämpfen, tobt vor ihren Türen ein Kampf um die letzte neue Nuance, die vermeintliche Exklusiv-Einschätzung. Es gehört nicht nur in solchen Momenten oft zum medialen Geschäft, mehr zu sagen als zu wissen. Um später, wenn es belastbare Fakten gibt, vieles von dem Hinausposaunten leise einzusammeln. Zu hoffen, dass es im stets neuen News-Trubel alsbald der Vergessenheit anheimfällt.

Medienschelte – wie schnell ist man mit ihr bei der Hand. Viele fühlen sich von der Berichterstattung überrannt. Und schalten doch immer wieder ein. Viele finden, ein abgedanktes Sportidol erfahre in der Banalität seines schweren Sturzes eine allzu große Aufmerksamkeit. Viele finden, der Schutz der Familie und des Privaten insgesamt werde auf der Jagd nach Neuigkeiten vernachlässigt. Viele glauben, der Promi-Patient genieße eine bessere Behandlung, auch wenn sein Arzt Jean-François Payen zornig versichert: „Wir behandeln hier jeden anderen genauso wie Michael Schumacher.“ Und sind nicht viele selbst von Beobachtern zu Beteiligten geworden – mit ihren Genesungswünschen über Twitter oder Facebook? So emotional hinter der Zeitung und vorm Fernseher wie jene mit ihren Ferrari-Fähnchen vorm Klinikeingang?

Gesund werden: Das ist es, was in diesen Tagen von allen guten Wünschen für ein Idol übrig bleibt. Was alles andere verdrängt. Danach wird es wohl so sein wie immer. Stiller vor der Klinik in Grenoble, wenn Schumacher – hoffentlich – über den Berg ist. Stiller in den Medien, wenn sich der Schock gelegt hat. Wenn es endlich wieder Meldungen gibt, die wirklich etwas zu melden haben. Über das, was kommt – und womöglich bleibt.

w.molitor@stn.zgs.de