Wer fährt hier am umsichtigsten? Versicherer wollen mit Telematiktarifen das Verhalten der Autofahrer überwachen – und locken mit günstigeren Angeboten Foto: dpa

Immer mehr Versicherer wollen das Nutzungsverhalten überwachen – zum Beispiel das von Autofahrern. Für Verweigerer wird das langfristig teuer, meint Redakteur Daniel Gräfe.

Stuttgart - „Zeige mir, wie du fährst – und ich sage dir, was du bezahlst.“ Auf diesem Prinzip sind Telematik-Tarife gebaut, mit denen immer mehr Autoversicherer experimentieren. Wer sanfter bremst und beschleunigt und weniger ruppig lenkt, könnte einen günstigeren Tarif erhalten. „Pay as you drive“ (Zahle, wie du fährst) wird das in einigen Ländern genannt. In Deutschland versuchen sich bisher kleinere Versicherungen an diesen neuen Modellen. Doch an diesem Donnerstag präsentiert der Versicherungsriese Allianz einen eigenen Tarif. Das wird der personalisierten Versicherung einen Schub geben.

Was nach einem weitsichtigen Lockmittel für die risikoreiche Gruppe der Fahranfänger klingt, hat in seiner Konsequenz dramatische Folgen. Während Kfz-Versicherer im hart umkämpften Markt mit der Aussicht auf günstigere Prämien punkten wollen, wird der Autofahrer gläsern. Kunden zahlen mit ihren Daten, um einige Euro zu sparen. Ob sich dieses Geschäft sich lohnt, ist mehr als fraglich. Außerdem erhöht es den Druck auf jene Autofahrer, die nicht wollen, dass sich ihr Versicherer digital auf dem Beifahrersitz platziert. Für sie könnten die Preise langfristig steigen – getreu der Devise: „Wenn du mir nicht zeigst, wie du fährst – dann fährst du bestimmt nicht gut.“

Und genau das ist die Gefahr, die sich generell aus personalisierten Versicherungstarifen ergibt. Langfristig könnten Verbraucher, die einer Überwachung ihres tatsächlichen Nutzungsverhaltens nicht zustimmen, abgestraft werden. Privatsphäre könnte teuer werden.