Hoffnungsträger Hannes Wolf bei seiner ersten Pressekonferenz für den VfB Foto: Pressefoto Baumann

Der VfB vollzieht in der Trainerpersonalie mit Hannes Wolf mal wieder eine Kehrtwende. Auch weil es an Führungsstärke mangelt, kommentiert Carlos Ubina.

Stuttgart - Man kann dem VfB Stuttgart und seinen ebenso treuen wie strapazierten Fans nur wünschen, dass sich das hohe Risiko auszahlt. Dass sich die Sehnsucht nach Siegen mit dem neuen Chefcoach Hannes Wolf schnell erfüllt und in wenigen Monaten alle den Sportvorstand Jan Schindelmeiser für seinen Mut und seinen Weitblick in der Trainerpersonalie feiern.

Andernfalls ist die neue Kehrtwende in der sportlichen Ausrichtung für den Anhang kaum noch zu ertragen. Denn bis vor Kurzem argumentierte der VfB noch, ein zweitligaerfahrener Trainer verspreche den größtmöglichen Erfolg – und entschied sich schnell für Jos Luhukay.

Nun ist der unerfahrene Wolf der Mann, der Gegenwart und Zukunft verknüpfen soll. Sprich Aufstieg und Entwicklung der Mannschaft. Eine Herkulesaufgabe ist das für den bisherigen Jugendtrainer. Was nicht heißt, dass der 35-jährige Fußballlehrer sie nicht bewältigen kann. Erschwerend kommt jedoch hinzu, dass er neben der Mannschaft sich selbst als Trainer und den ganzen Club weiterentwickeln muss.

Doch der Blick zurück zeigt, dass der VfB zuletzt weder die Zeit noch die Geduld aufbrachte, um Entwicklungen abzuwarten. Und der Blick nach vorne offenbart, dass es sich der Zweitligist gar nicht leisten kann, einen Mehrjahresplan zu entwerfen. Der VfB ist aus finanziellen Gründen zum sofortigen Wiederaufstieg verdammt.

Der Fisch stinkt vom Kopf her

Das wissen alle im Club. Getrieben sind Vorstand und Aufsichtsrat deshalb von der Angst, den größten anzunehmenden Unfall wieder nicht zu verhindern. Gelähmt fast schon von der Reihe an Missverständnissen und Fehlbesetzungen. Trainer, Manager, Präsidenten, Aufsichtsräte – der VfB hat in den vergangenen Jahren viel Führungspersonal verschlissen. Von Veh bis Zorniger über Bobic und Dutt bis hin zu Mäuser und Wahler auf dem Chefstuhl sowie Hundt und Schmidt als Bosse des Aufsichtsrats. Anschließend hat der Verein immer wieder versucht, sich neu aufzustellen – bis zur Unkenntlichkeit einer Linie.

Angesichts des Niedergangs ist man auch geneigt zu urteilen: Der Fisch stinkt vom Kopf her. Nur hat der VfB schon seit Längerem keinen wirklichen Kopf mehr. Zumindest nicht im Sinne einer starken Führungscrew. Denn bereits vor dem Rücktritt von Präsident Bernd Wahler im Mai kam einem der VfB vor wie ein Leck geschlagener Tanker – auf dem alle nur Hilfe rufen und die Verantwortung stets abwälzen: am liebsten auf den Sportvorstand.