Auf dem Ölmarkt dürfte das Überangebot noch zunehmen. Foto: AP

Die Ölförderländer können sich nicht auf eine Reduzierung der Menge einigen. Der fallende Preis bringt nicht nur ihnen Probleme, meint Ulrich Schreyer.

Stuttgart - Die gescheiterten Verhandlungen der Doha-Konferenz über eine Reduzierung der Ölförderung haben den Preis für das schwarze Gold weiter nach unten gedrückt - ein klarer Hinweis auf die weltweiten Überkapazitäten. Tatsächlich könnten diese sogar noch zunehmen, wenn erst der Iran in der Lage ist, noch mehr in die Märkte zu pumpen. Teheran braucht Geld und Devisen, um nach dem Ende des Embargos seine Wirtschaft zu modernisieren. Und da heißt dann offenbar die Devise, lieber viel Öl zu einem schlechten Preis loszuschlagen, statt sich an Mengenbegrenzungen zu beteiligen. Dass der Iran der Konferenz in Doha fern blieb, ist ein deutliches Signal dafür, dass er seinen eigenen Weg gehen will. Und Saudi-Arabien, eines der wichtigsten Förderländer, will seinen Marktanteil ebenfalls erhöhen. Ein Ende der Ölpreisschwemme also ist zumindest auf absehbare Zeit nicht in Sicht. Hart treffen dürfte dies Russland. Putin braucht das Geld aus seinem Ölexport dringend, um die ohnehin notleidende Wirtschaft am Laufen zuhalten, aber auch, um soziale Spannungen durch staatliche Hilfen zu vermindern. Doch auch für Industrieländer wie Deutschland hat der anhaltende Überfluss an Öl Folgen. Zunächst mögen diese durchaus positiv erscheinen: Autofahrer können sich über Billigangebote an den Tankstellen freuen, Verbraucher ihr Geld für Anderes ausgeben und somit den Konsum stützen. Doch dies ist nur die eine Seite der Medaille: Deutsche Exporteure etwa leben von Ausfuhren, nach Russland, aber auch in die Ölstaaten des Nahen Ostens. Das süße Gift des billigen Öls aber kann nicht nur der Exportwirtschaft das Leben schwerer machen. Es kann auch dazu führen, dass der Kauf von Elektroautos noch weniger attraktiv wird. Und auch bei der Umstellung von Heizungen in Haushalten und Industrie gibt es weniger Druck. Doch wenn der Kampf um die Einsparung von Energie nachlässt, schadet dies nicht nur Klimazielen. Auch die Abhängigkeit von Ölimporten wird dann weitergroß bleiben. Und diese könnten eines Tages durchaus wieder teurer werden.