Stuttgart erwartet ein Hausärztemangel: Innerhalb der kommenden fünf Jahre könnten bis zu ein Drittel der Ärzte in Rente gehen. Foto: Photographee.eu/Fotolia

Planwirtschaft funktioniert nicht. Verwunderlich also, dass die Hausärzte in Deutschland Gefangene eines Systems sind, das zumindest planwirtschaftliche Züge aufweist, meint unser Chefredakteur Christoph Reisinger.

Zwar sind die unseligen Zeiten eines Günter Mittag und seiner DDR-Staatswirtschaftsbehörden schon eine Weile her. Aber deren Ergebnisse waren ja niederschmetternd genug, um auch heute noch daran zu erinnern: Planwirtschaft funktioniert nicht.

Verwunderlich also, dass die Hausärzte in Deutschland Gefangene eines Systems sind, das zumindest planwirtschaftliche Züge aufweist. Das fängt bei der sogenannten Bedarfsplanung an, 1992 vom damaligen Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer durchgedrückt.

Wenig Bezug zur Wirklichkeit

Gedacht als Damm gegen eine angeblich drohende Ärzteschwemme, leistete sie staatlichen Vorgaben Vorschub, die wenig Bezug zur Wirklichkeit aufweisen. Hinzu kommt eine vielfältige und umfassende Reglementierung aller Ärzte, die gesetzlich Krankenversicherte behandeln, durch die Kassenärztlichen Vereinigungen und die Kassen.

Wer fragt, warum in Zukunft immer mehr Hausärzten die Nachfolger fehlen, wird bei solchen Ursachen fündig. Ebenso, wer wissen will, warum manche ländlichen Regionen schon lange weniger Hausärzte haben, als den Patienten guttut, und selbst großen Städten eine ähnliche Entwicklung droht. Schwer wiegt außerdem: Ärzte unterliegen inzwischen irrwitzigen Dokumentationszwängen, die sie frustrierend lange vom Kern ihrer Arbeit abhalten: vom Helfen und vom Heilen.

Besserung verspricht nur, was an diese Wurzeln des Übels geht. Das Heil in einer Art Poliklinik zu suchen, wie es nun aus der einen oder anderen Lenkungsbehörde vorgeschlagen wird, würde genau das nicht machen. Es wäre bloß ein Herumdoktern an der hausärztlichen Versorgung.Wiederum nach DDR-Rezept.