In Griechenland bekommt ein verheirateter Langzeitarbeitsloser mit zwei Kindern 3 Prozent seines letzten Nettoeinkommens ersetzt. Damit liegt das Land auf Platz 28. Ein Alleinstehender ohne Kinder erhält gar nichts (Platz 28). Foto: dpa

Niemand weiß, wie viele Milliarden die Pleite-Griechen noch brauchen, sagt Wolfgang Molitor.

Stuttgart - Schon die alten Griechen haben es gewusst. "Wenn ein Mensch behauptet, mit Geld lasse sich alles erreichen, darf man sicher sein, dass er nie welches gehabt hat." Das hat Aristoteles schon vor 2300 Jahren geschrieben. Und eben deshalb ist die nur noch mühsam kaschierte Staatspleite Griechenlands nicht nur eine Frage von ausländischen Milliardenhilfen, sondern nicht zuletzt eine Frage von seriöser Wirtschafts- und Finanzpolitik. Kurz gesagt: Von Einsicht und Umkehr.

Griechenlands Regierungschef Giorgos Papandreou hat seinem Volk versprochen, es vor den Folgen der Finanzkrise zu schützen. Griechenland und Europa trügen jetzt eine große Last und eine historische Verantwortung. Hören wir richtig? Langsam, aber stetig verändert sich der Ton, klingt der Vorwurf durch - ob vom Internationalen Währungsfonds, von der Europäischen Zentralbank, von diversen Abzockerbanken oder von Schuldensündern wie Spanien und Italien -, verantwortlich für den griechischen Schuldenvulkan seien nicht nur die Auf-Pump-Hellenen, sondern auch die, die dem Pleite-Partner nicht schnell genug Geld in den Rachen werfen. Das ist Finanzmarktgewäsch. Junk-Food für Börsen-Schmarotzer.

Niemand ahnt, wie viele Milliarden Griechenland zum Überleben braucht. 45 Milliarden sind es nach offiziellen Angaben, doch es sind wohl erschreckend mehr. Mit 8,4 Milliarden Euro ist Deutschland mit von der Partie, aber es könnten doppelt so viel werden. Und was, wenn der Bundeshaushaltnicht nur diese Kredite garantieren, sondern womöglich noch neue Milliardenausfälle der Hypo Real Estate ausgleichen muss? Das einzige, worüber Gewissheit besteht, ist: Die ganze Euro-Zone steckt in der Patsche. Bis zum Hals.

Griechischer Wein ist kein reiner Wein. Die Not ist zu groß, um ehrlich zu sein. Und so tut die Bundesregierung gut daran, hartnäckig ihre Hilfe an Sparzusagen zu koppeln - auch wenn keiner weiß, was sie wert sein werden, und kaum einer noch damit rechnet, die Hilfsmilliarden zurückzubekommen.

Ist ist das Geld erst einmal bereitgestellt, gibt es gegenüber den Griechen kein Druckmittel mehr. Am Ende wird Deutschland zahlen müssen. Eher ohne als mit dem Geld der Raff-Banken. Gerade deshalb muss die Kanzlerin zuvor alles versucht haben, um vielleicht doch mit einem blauen Auge davonzukommen.