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Freispruch für Kachelmann: Zurück bleibt ein Scherbenhaufen, meint StN-Reporter Frank Krause.

Mannheim - War er’s? Oder war er’s nicht? Die Frage, ob Jörg Kachelmann seine frühere Geliebte vergewaltigt hat, ist vom Landgericht Mannheim nicht beantwortet worden. Das mag man bedauern . Angesichts der dünnen Beweislage und der vielen Widersprüche in diesem Verfahren wäre alles andere als ein Freispruch des Wettermoderators aber ein Angriff auf den Rechtsstaat gewesen. Letztlich haben die Richter deshalb die richtige Entscheidung getroffen und sind dem Grundsatz "in dubio pro reo" gefolgt. Im Zweifel muss ein Angeklagter frei bleiben, bevor er zu Unrecht inhaftiert wird. Und doch kennt dieser Prozess nur Verlierer.

Jörg Kachelmann, dieser sympathische Zottelkopf, der aus jedem Wetterbericht ein TV-Event machte, mag unschuldig sein. Aber er hat seine Unschuld verloren, weil vor Gericht sein bizarres Liebesleben an die Öffentlichkeit gezerrt wurde und seine Glaubwürdigkeit zerstört ist. Er bleibt fortan ein freier Mann, der Makel des Tabulosen aber liegt über ihm wie ein hartnäckiges Tiefdruckgebiet.

Wenn aus einem Indizienprozess ein Showprozess wird

Auch seine ehemalige Geliebte, eine von vielen Lebenspartnerinnen, verlässt den Gerichtssaal schwer geschlagen. Sie zeigte ihn bei der Polizei an und steht nun aus Mangel an Beweisen mit leeren Händen da. Es ist ein fatales Signal für die Opfer von Gewalt taten, dass die Justiz in diesem Fall die notwendige Aufklärung nicht leisten konnte.

Überhaupt, die Justiz. Sie hat in diesem Verfahren ein denkbar schlechtes Bild abgegeben. Das beginnt bei der Staatsanwaltschaft Mannheim, die seit der Verhaftung Kachelmanns im März 2010 den Eindruck erweckt hat, es gehe ihr nicht um die Sache, sondern um die einmalige Chance, einen Prominenten zu überführen. Aber auch das Gericht hat merkwürdige Schwächen offenbart. Wer einem Verteidiger wie Johann Schwenn jede Menge eitle Eskapaden durchgehen lässt, das Verfahren dann aber an anderen Tagen wieder nichtöffentlich führt, darf sich nicht wundern, wenn aus einem Indizienprozess ein Showprozess wird. Insofern ist der Fall Kachelmann ein neues Lehrstück deutscher Justizgeschichte – freilich kein gutes.