Stefan Luitz (den Adler bekam er für Platz drei nicht geschenkt) ist ein Mann für die Zukunft. Foto: AP

Die Hiobsbotschaft von Felix Neureuthers schwerer Knieverletzung ist etwas in den Hintergrund geraten – weil seine Kollegen plötzlich ganz starke Leistungen zeigen.

Stuttgart - Von solch einem Saisonstart hat der deutsche Alpin-Direktor Wolfgang Maier vermutlich nicht zu träumen gewagt. Nach dem Sturz seines Frontmanns Felix Neureuther und der damit verbundenen Befürchtung, dass der Slalomspezialist auf die Olympischen Winterspiele in Südkorea verzichten muss, wenn nicht noch ein kleines Wunder geschieht, springt plötzlich fast die komplette Alpin-Truppe des Deutschen Ski-Verbandes (DSV) in die Presche. Zwei Podestplätze in der Königsdisziplin Abfahrt durch Viktoria Rebensburg und Thomas Dreßen, ein dritter Rang von Stefan Luitz im Riesenslalom und starke Platzierungen durch Andreas Sander, Kira Weidle und Michaela Wenig – solch ein famoses Wochenende hat die DSV-Mannschaft letztmals erlebt, als noch Ski-Größen wie Hilde Gerg, Martina Ertl oder Maria Höfl-Riesch abgeschwungen waren.

Viktoria Rebensburg, die eine schwierige vergangene Saison hinter sich brachte und stark trainierte im Sommer, ist wieder erwacht in Lake Louise und musste sich nur der hochveranlagten Amerikanerin Mikaela Shiffrin geschlagen geben. Besser als Dreßen waren in der Abfahrt von Beaver Creek lediglich der norwegische Routinier Aksel Lund Svindal und der Schweizer Weltmeister Beat Feuz. Andreas Sander wurde Siebter, Kira Weidle qualifizierte sich als Achte frühzeitig für Olympia und Michaele Wenig verbuchte als 17. eine persönliche Bestleistung. Stefan Luitz war im Riesenslalom derweil nur von den Superstars Marcel Hirscher und Henrik Kristoffersen zu bezwingen – das ist sehr beachtlich!

Der Druck, liefern zu müssen

Die alpine Zunft des DSV steht immer unter genauer Beobachtung. Durch die aufwendigen Sommertrainings-Einheiten auf der Südhalbkugel verpulvern die Skirennläufer viel mehr Geld als etwa die Nordischen Kombinierer, die mit ihren Größen Eric Frenzel und Johannes Rydzek in den vergangenen Jahren erfolgreicher waren als die Alpinen. Der fulminante Saisonauftakt (Nereuther gewann den ersten Slalom in Levi, Rebensburg vor ihrem zweiten Abfahrts-Rang bereits die ersten beiden Riesentorläufe des Winters) gibt Wolfgang Maier und seinen Trainern im Hinblick auf die Trainingskonzepte recht und nimmt ihnen auch den Druck, liefern zu müssen – jetzt wurde geliefert! Nun gilt es, ungefähr auf diesem Niveau auch weiterzumachen. Einbrüche wird es sicher wieder geben, doch zeigt der ganz starke Saisonauftakt der deutschen Skifahrer, dass sich die Sparte auf dem richtigen Weg befindet. Weiter so – auch ohne Neureuther! Es geht ja auch um die Zeit danach, denn ewig wird sich der 33 Jahre Bayer sicher nicht aus dem Starthaus drücken. Und für diese Zeit muss Maiers Mannschaft gerüstet sein.