VfB-Sportdirektor Fredi Bobic (li.) und sein Chefcoach Bruno Labbadia Foto: dapd

Niemand verlangt vom VfB Wunder. Nur etwas mehr Spaß am Spiel, findet StN-Sportchef Gunter Barner.

Stuttgart - Eigentlich wäre Party angesagt. Der VfB Stuttgart eilt von Erfolg zu Erfolg, sieben Spieltage vor Saisonschluss ist die Teilnahme an der Europa-Liga wieder ein realistisches Ziel, und Dieter Hundt hat noch immer kein Interview gegeben, das den Betriebsfrieden stören könnte. Trotzdem wirkt der Verein in Weiß und Rot zurzeit so sexy wie die FDP im Saarland.

Die Mannschaft spielt so, wie sich der Verein neuerdings gibt: ein wenig angestrengt und ohne rechten Esprit. Die Ergebnisse stimmen, die Erlebnisse nicht. Aber Fußball ist fürs Publikum. Streng genommen rauscht die Stimmung jedoch schon in den Keller, bevor der erste Pass geschlagen wurde. Nervende Staus an den schlecht funktionierenden Drehkreuzen vor der Mercedes-Benz-Arena. Fan-Karten, die immer wieder Rätsel aufgeben. Und notdürftig angelerntes Service-Personal an den Imbissständen, das kalt lächelnd lauwarme Speisen serviert. Wer sich dann als zahlender Kunde auch noch anmaßt, die bescheidene Spielweise der Helden in kurzen Hosen kritisch zu hinterfragen, macht sich schnell des Kultur-Pessimismus verdächtig.

Labbadia verschleiert größtes Gegurke seiner Mannschaft

Dabei sind es auch die Club-Bosse selbst, die als Spaßbremsen wirken. Der öffentlich eher unwirksame Präsident (wie hieß er doch gleich?) wird fast ausschließlich als knausriger Euro-Fighter wahrgenommen. Das scheinbare Credo von Gerd Mäuser: Meine Herren, wo können wir noch sparen? Und weiß der Teufel warum: Selbst Manager Fredi Bobic hat auf dem Weg durch die Saison irgendwie seine Lockerheit verloren. Jetzt macht er öfter ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter und raunzt gern auch mal Journalisten an. Das alles wird noch übertroffen vom Trainer, der sich mit seiner Arbeit offenbar nicht ausreichend geschätzt fühlt. Bruno Labbadia übt sich seit Wochen in der Kunst, auch das größte Gegurke seiner Mannschaft mit inhaltsleeren Wort-Kaskaden zu verschleiern. Es kann inzwischen niemand mehr hören.

Die Ansprüche in Stuttgart sind traditionell hoch, doch niemand verlangt vom VfB Stuttgart Wunderdinge. Nur ein bisschen mehr Spaß am Spiel.