Breitband überall – das ist das Ziel der Bundesregierung. Foto: dpa

Der Breitbandausbau auf dem Land ist vor allem eine politisch definierte Zielvorgabe. Er ist elementar notwendige Struktur-, aber noch keine Wirtschaftspolitik, schreibt Andreas Geldner.

Stuttgart - Der Breitbandausbau in der Fläche ist ein wichtiges ökonomisches Projekt – aber er ist vor allem Strukturpolitik. Es ist in der Tat ein Unding, wenn heute noch Unternehmen in der Fläche sich Sorgen um ihre schnelle Anbindung ins Internet machen müssen. Aber der Kampf um die Arbeitsplätze der Zukunft wird nicht dadurch gewonnen, dass auch der hinterste Winkel von Mecklenburg-Vorpommern noch mit einer passablen Breitbandgeschwindigkeit angebunden wird. Um nicht missverstanden zu werden: Ein solcher Anschluss ans Netz ist elementare Daseinsvorsorge, bei der auch der Staat in der Pflicht ist – wie Wasser und Abwasser.

Der Datenhunger wird immer größer

Doch der Datenhunger für Zukunftsindustrien wird immer größer. In der Region Stuttgart ist man beispielsweise zurzeit dabei ein Hochleistungs-Breitbandnetz zu konzipieren, das die lokale Animationsbranche wettbewerbsfähig hält. Hier reden wir über ganz andere Geschwindigkeit. Andere Länder wie Südkorea setzen inzwischen auf ultraleistungsfähige Glasfasernetze, während in Deutschland auf der letzten Meile oft noch technisch aufgerüstete Kupferkabel der Deutschen Telekom dominieren – auch im städtischen Raum. Insofern wirkt das deutsche Ausbauziel nicht ehrgeizig, sondern überfällig.

Und wenn man es gesamtwirtschaftlich betrachtet, kann man sich schon fragen, was ökonomisch sinnvoller ist: die letzte Meile auf dem Land mit mittelmäßigem Tempo zu erreichen oder in urbanen Räumen Spitzenkapazitäten anzustreben. Flächenversorgung ist kein Maßstab für volkswirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit.

Aber auch das Super-Breitband für digitale Spitzenbranchen lässt sich manchmal nicht ohne Begleitschutz der öffentlichen Hand auf rein privatwirtschaftlicher Basis errichten. Andere Themen drängen zudem nach vorn: Für das autonome Fahren in der Fläche ist beispielsweise eine schnelle, drahtlose Anbindung notwendig, keine Glasfasern im letzten Winkel. Trotz aller Fortschrittsberichte des Infrastrukturministers: Die Baustellen für die Politik werden in der nächsten Zeit nicht ausgehen.