Studenten: Welchen Wert hat der Bachelor? Foto: dpa

Der Bachelor-Studiengang wird von vielen Unternehmen kritische gesehen. Das hat durchaus Gründe – doch es ist nicht das Ziel der Universitäten, die Stellen der Firmen passgenau zu besetzen, meint unser Wirtschaftschef Klaus Köster.

Stuttgart - Die Erwartungen an die Reform der Uni-Studiengänge waren enorm: Durch den Bologna-Prozess sollte es wesentlich schneller möglich sein, einen ersten Studienabschluss zu erlangen, als bisher. Zudem sollten die Studiengänge international vergleichbar werden, so dass es viel einfacher ist, im Ausland zu studieren. Doch heute sieht der Praxistest ernüchternd aus.

Nur 15 Prozent der Unternehmen gaben bei einer Umfrage des deutschen Industrie-und Handelskammertags an, die Absolventen eines Studiengangs mit dem schnellen Bachelor-Abschluss seien gut auf den Arbeitsmarkt vorbereitet.

Unternehmen bemängeln, die Absolventen hätten einerseits nicht immer den Hintergrund, um komplexe Aufgaben bereits eigenverantwortlich anzupacken. Andererseits fehle ihnen die praktische Erfahrung, die sie angesichts des verschulten Studienplans auch kaum sammeln könnten. Bachelor – ein Abschluss zwischen Baum und Borke?

Allerdings treten Unternehmen zuweilen auch mit überzogenen Ansprüchen an die Hochschulen heran. Wer ein Studium absolviert hat, sollte zwar schnell in komplexe Themen hineinfinden, muss aber nicht passgenau einer bestimmten Stelle entsprechen. Dass manche Arbeitgeber im Land mit der Umfrage nicht glücklich sind, liegt auf der Hand.

So befürchtet Südwestmetall wohl nicht zu Unrecht, dass die Kritik am Bachelor junge Menschen in die darauf aufbauenden Master-Studiengänge treibt, was die praktische Ausbildung weiter schwächt, bei der sich ein noch größerer Mangel anbahnt als bei Akademikern. Doch andererseits ist es schon wichtig, dass junge Menschen realistisch einschätzen können, wie die einzelnen Bildungswege in der Wirtschaft gesehen werden.