Fairness? Chancengleichheit? Gerechtigkeit? Die russischen Systemdoper haben die olympischen Werte mit Füßen getreten Foto: dpa

Das Internationale Olympische Komitee hat im Kampf gegen Doping seinen Worten endlich Taten folgen lassen. Das Urteil gegen Russland ist hart, aber fair, findet unser Redakteur Jochen Klingovsky.

Stuttgart - Das Internationale Olympische Komitee (IOC) und sein Präsident Thomas Bach haben Wort gehalten – endlich. In der Vergangenheit hatten die Herren der Ringe immer wieder versprochen, hart und schonungslos gegen Doping vorzugehen, ohne diesen Ankündigungen wirkungsvolle Taten folgen zu lassen. Das hat sich nun geändert: Russland kam zwar um die Höchststrafe herum und wurde nicht komplett mit allen Athleten von den Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang ausgeschlossen. Und dennoch hat das IOC ein klares Zeichen gesetzt. Gegen Doping. Gegen Betrug. Gegen Manipulation. Für den sauberen Sport.

Am Ende ist der Druck auf das IOC zu groß gewesen – es konnte kein milderes Urteil fällen. Zu klar waren die Beweise, dass es in Russland ein in der olympischen Geschichte einmaliges Dopingsystem gegeben hat. Dass bei den Winterspielen 2014 in Sotschi mit Hilfe des Geheimdienstes betrogen wurde. Dass die Strippen in den höchsten Funktionärskreisen und in der Spitze der Politik gezogen wurden. Zum Verhängnis wurde Russland aber auch, dass es bis zuletzt keinerlei Einsicht gezeigt hat, jegliche Verantwortung auf einzelne Sportler abgeschoben wurde. Aller Beweise zum Trotz leugnet das sportliche Riesenreich weiter, systematisch betrogen zu haben. Eine Farce.

In Pyeongchang wird nun keine russische Flagge wehen, keine russische Hymne ertönen, kein russisches Trikot zu sehen sein, keine russische Mannschaft starten. Das Nationale Olympische Komitee und auch Top-Funktionäre wie der Ex-Sportminister und heutige Vize-Regierungschef Witali Mutko sind ab sofort gesperrt. Dieses Urteil ist hart, aber fair. Russland, in der olympischen Familie bestens vernetzt und einflussreicher als jede andere Sportnation, bekommt seine Grenzen aufgezeigt. Und trotzdem hat IOC-Präsident Thomas Bach, der clevere Wirtschaftsanwalt aus Tauberbischofsheim, seinem Kumpel Wladimir Putin die Tür nach Südkorea einen Spalt weit offen gelassen.

Das IOC erlaubt Sportlern, die nachweisen können, nicht Teil des Dopingsystems gewesen und aktuell sauber zu sein, den Olympia-Start unter neutraler Flagge. Thomas Bach hat zwar angekündigt, dass bei der Einzelfallprüfung strenge Kriterien angelegt werden, doch das sollten die internationalen Sportfachverbände auch vor den Sommerspielen 2016 in Rio de Janeiro tun – mit dem Ergebnis, dass die allermeisten russischen Athleten grünes Licht für einen Start erhielten. Das darf sich nicht wiederholen. Sonst hätte das IOC auch diesmal nicht Wort gehalten.

jochen.klingovsky@stzn.de