Die BW-Bank sollte den günstigen Wulff-Kredit rasch erklären, sagt unser Kommentator.

Stuttgart - Der Kunde ist König, das sagen sie alle. Was aber, wenn der König plötzlich Kunde ist? Die Verantwortlichen bei der BW- Bank wissen offenkundig nicht damit umzugehen, dass sie einen privaten Immobilienkredit an den ranghöchsten Mann im Staat vergeben haben. Sie sprechen von nicht unüblichen Konditionen und von kompetenzgemäßen Entscheidungen. Begriffe, die alles und nichts bedeuten. Diskretion ist schön und gut, aber in einem solchen Fall kontraproduktiv.

Die Affäre um Christian Wulffs privaten Kredit hat sich von Hannover nach Stuttgart verlagert. Die Baden-Württembergische Bank steht im Verdacht, dem Bundespräsidenten Sonderkonditionen gewährt zu haben. Zur schrillen Begleitmusik gehören auch in diesem Fall Strafanzeigen, die zwar wenig Substanz haben, dafür aber umso mehr Aufmerksamkeit erzeugen. Um gegen den Gummiparagrafen der Untreue zu verstoßen, müsste sich ein Banker schon erheblich mehr zuschulden kommen lassen als nur einen günstigen Kredit zu gewähren.

„Vom Bankgeheimnis ist umfassend befreit worden“, hat Wulff in seiner Bußrede vor Weihnachten behauptet. Die BW-Bank sollte ihn beim Wort nehmen und endlich mehr auf den Tisch legen als nur Floskeln. Es kann auch nicht sein, dass sich der Aufsichtsrat erst auf seiner nächsten ordentlichen Sitzung am 30. April mal kurz vom Vorstand über den königlichen Kredit Bericht erstatten lassen will. Bis dahin sind es noch vier Monate, und jeden Tag wird ein neuer Wulff durchs Dorf getrieben. Die BW-Bank wirbt damit, sie sei die Bank der kurzen Wege. In dieser Affäre wirkt sie aber eher wie ein Institut der langen Leitungen.