Eine Messe für spannenden Unterricht. Foto: dpa

Bildung ist ein Megathema. Stuttgart wird in den kommenden Tagen zum Mekka aller an Kitas, Schulen, Hochschulen und beruflicher Qualifizierung Interessierten.

Bildung ist ein Megathema. Stuttgart wird in den kommenden Tagen zum Mekka aller an Kitas, Schulen, Hochschulen und beruflicher Qualifizierung Interessierten.

Stuttgart - „Wer hat eigentlich die Zeitung erfunden? Wie viel verdienen Sie? Woher bekommen Sie die Informationen? Haben Sie Kinder?“ Die Fragen, die die Viertklässler dem Redakteur stellen, reißen nicht ab. Da sage noch einer, Schüler seien nicht neugierig. Ob Kinder ihren natürlichen Wissensdurst allerdings behalten, hängt sehr stark von den Erwachsenen ab. Wer ihnen immer wieder zu verstehen gibt, das ihre Fragen nerven oder gar dumm seien, darf sich nicht wundern, wenn sie das Interesse verlieren.

Um zunächst ihre Umgebung, später die Welt zu begreifen, brauchen Kinder von klein an Menschen, die sie stärken und unterstützen. Das sind zuallererst die Eltern, die ihnen mit ihrer Fürsorge und Zuwendung Vertrauen geben. Aber auch Erzieher und Lehrer spielen eine große Rolle in der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen – als Vorbilder, Ermutiger, Tröster. Sind die Erwachsenen ihrer anspruchsvollen Aufgabe nicht gewachsen, dann können sie zum Fertigmacher werden – zum Schaden derer, die ihnen anvertraut sind.

Eine gute Gelegenheit, sich selbst zu stärken, anderen über die Schulter zu blicken und sich mit ihnen auszutauschen, bietet in dieser Woche die Didacta in Stuttgart. Bei der größten Bildungsmesse Europas stellen von Dienstag bis Samstag Verlage ihre neuesten Bücher und digitalen Lernhilfen vor, auch Schulmöbel und technische Neuerungen für den Unterricht werden präsentiert – die Zahl der Aussteller hat mit mehr als 900 einen neuen Rekord erreicht. Noch wichtiger als die Hardware in Kindergarten und Schule sind allerdings die Menschen, die in den Bildungseinrichtungen arbeiten: die Erzieherinnen, die mit den Kindern sprechen und spielen, die Lehrer, die ihre Schüler nicht mit Wissen vollstopfen und ihnen damit die Lust am Lernen verleiden, sondern die Leidenschaft für ihr Fach mit ihnen teilen. Die Ausbilder, die junge Menschen für alte und neue Berufe begeistern. Einige von ihnen stellen auf der Messe vor, wie sie es schaffen, Kindern und Jugendlichen das mitzugeben, was diese brauchen, um ihr Leben eines Tages allein in die Hand nehmen zu können. Auch Eltern und Kinder finden dort Anregungen – vor allem am Familientag am Samstag.

Die Didacta ist aber nicht nur Fachmesse und Ideenbörse für Pädagogen und Eltern, sondern auch ein wichtiges Diskussionsforum für diejenigen, die die Rahmenbedingungen für die Bildungspolitik setzen. Mehr als 1200 Landespolitiker, Oberbürgermeister, Bürgermeister und Gemeinderäte werden darüber reden, wie sie den vielfältigen Herausforderungen gerecht werden können. Baden-Württemberg stehen in den nächsten Jahren große Veränderungen bevor. Bis zum Jahr 2030 gehen die Schülerzahlen um ein Viertel zurück, das hat weitreichende Folgen für die Schullandschaft. Auch der Ausbau der Ganztagsschulen und die Inklusion – der gemeinsame Unterricht von Kindern ohne und mit Behinderungen – fordern von Land und Kommunen große finanzielle und konzeptionelle Anstrengungen. Gleichzeitig stehen die Signale auf Sparen. Um das Schuldenverbot ab dem Jahr 2020 einhalten zu können, will Grün-Rot 11 600 Lehrerstellen abbauen – und stößt damit auf Widerspruch.

Diese Fragen werden in der kommenden Woche nicht gelöst werden. Die Modelle, Vorträge und Diskussionen können aber wichtige Veränderungen in den Köpfen der Besucher anstoßen. Mehr Geld allein macht noch keine bessere Bildungspolitik, nötig ist ein Umdenken auf vielen Ebenen. Bildungsqualität misst sich nicht nur am Erfolg des eigenen Kindes oder der eigenen Einrichtung, sondern auch daran, ob es gelingt, alle einzubeziehen. Dafür braucht es neue Wege.

m.wetzel@stn.zgs.de