In Deutschland gibt es knapp 900 Erdgastankstellen. Foto: Jan Reich

Der Antrieb mit Methan führt ein Schattendasein – zu Unrecht, meint Wirtschaftsredakteur Alexander Del Regno.

Stuttgart - Erdgasautos spielen bislang keine große Rolle – weder in den Plänen der Konzerne noch in jenen der Verkehrspolitik. Und auch bei den Kunden stößt Gas im Tank eher auf Skepsis. Dabei ist der Antrieb mit Methan – nichts anderes ist Erdgas – die sparsamste und klimafreundlichste Art, einen Verbrennungsmotor in Gang zu setzen. So stößt ein Erdgasauto erheblich weniger CO2 und Stickoxid aus als ein moderner Benziner oder ein Euro-6-Diesel. Auch der Ausstoß von Feinstaub ist wesentlich geringer als bei anderen Verbrennern. Gerade in Städten, die wie Stuttgart unter der Belastung schädlicher Partikel ächzen, verspricht Erdgas (CNG) somit Lösungen.

Die Politik hat es versäumt, langfristige Kaufanreize zu setzen

Und dennoch: Die Politik hat lange gezaudert, als es darum ging, den Steuervorteil für Erdgas an den Tankstellen bis zum Jahr 2026 zu verlängern – und hat es damit versäumt, langfristige Anreize für Käufer zu schaffen. Wenn es die Bundesregierung mit der Energiewende und dem Klimaschutzabkommen von Paris ernst meint, muss sie jedoch stärker auf Gasantriebe setzen. Eine erhöhte Nachfrage würde dann auch bei den Autobauern den überfälligen Strategiewechsel – weg von Diesel hin zu Gas – anschieben.

Sicher: Erdgas ist kein Allheilmittel für künftige Mobilität. Auch im Erdgasauto wird eine fossile Ressource verfeuert, und die Abhängigkeit vom Gaslieferanten Russland würde mit mehr CNG-Fahrzeugen steigen. Synthetisches Erdgas, erzeugt aus Ökostrom in Deutschland, kann diese Probleme aber entschärfen. CNG-Autos wären damit CO2-neutral auf Achse. Die Verfahren dazu sind technisch ausgereift.

Die Voraussetzung für die Umwandlung von Strom in Gas im großen Stil ist allerdings, dass deutlich mehr grüne Energie erzeugt wird. Das ist aber ohnehin unumgänglich – denn andernfalls ist auch klimafreundliche E-Mobilität nicht zu haben.