Die große alte Feministin hat ihre Verdienste. Aber sie sollte den Kampfanzug ablegen.

Stuttgart - Sie kocht gern, sie hat den Namen ihres Mannes angenommen, und sie kleidet sich betont feminin. Kristina Schröder (33) ist für Frauenrechtlerinnen vom alten Schlag eine Zumutung. Die CDU-Politikerin will keine reine Frauenförderministerin sein, sondern eine Familienministerin. Sie sieht auch die Nöte der Väter, sie erkennt die Probleme der Jungs. Und sie ermahnt die Frauen, nicht ständig böse männliche Mächte für Ungleichheiten im Leben verantwortlich zu machen. Wobei Letzteres wohl nicht nötig gewesen wäre. Die meisten jungen Frauen denken heute so.

Die Übertreibungen und Verzerrungen, mit denen Alice Schwarzer (67) den Frauenrechten hierzulande eine Bresche schlug, haben Schröder abgestoßen. In einem Interview hat sie nun mit dieser Art des Feminismus gebrochen. Schwarzer hat darauf mit Abscheu und Empörung reagiert: Schröder sei "ein hoffnungsloser Fall" und besser bei "rechtskonservativen Männerbünden" aufgehoben.

Die gute alte Frau des Feminismus steckt immer noch im Kampfanzug. Sie hat ihre Verdienste. Aber sie wird wohl nie verstehen, dass kein Segen darauf liegt, Frauen aufzuhetzen und Männern ständig ein schlechtes Gewissen zu machen. Gut, dass heute Frauen wie Schröder am Steuer sitzen. Ihr Problem ist nur: Die Behörde, die sie führt, ist mit den Lehren von Alice Schwarzer groß geworden.