General Thomas Waldhauser befehligt von Stuttgart aus die Einsätze des US-Militärs in Afrika. Foto: dpa

Thomas Waldhauser übernimmt die Führung des US-Regionalkommandos von David Rodriguez. Der General will die Zusammenarbeit mit den afrikanischen Nationen weiter vorantreiben. Generalstabschef Dunford lobt den Neuen als „das Beste, was unser Land zu bieten hat“.

Stuttgart - Es ist gerade einmal zwei Monate her, da wehten auf dem Washington Square in den Stuttgarter Patch Barracks die bunten Fahnen der 50 amerikanischen Bundesstaaten, und die Tribünen für die Ehrengäste wurden in Position gebracht. Am 3. Mai wechselte dort der Oberbefehlshaber bei Eucom, dem europäischen Kommando der US-Streitkräfte. Am Montag nun wehten wieder die Fahnen im Wind, und die Ehrentribünen füllten sich erneut. Nicht nur für Europa werden die amerikanischen Soldaten von Stuttgart aus gesteuert, sondern auch für Afrika. Und bei Africom hat künftig Thomas D. Waldhauser das Sagen, sein Vorgänger David M. Rodriguez verabschiedet sich in den Ruhestand.

Wie einst im Mai war es US-Generalstabschef Joseph F. Dunford vorbehalten, die Laudatio auf den scheidenden Kollegen zu halten („ein großer Kämpfer und strategischer Denker“) und den Neuen mit nicht minder freundlichen Worten willkommen zu heißen: „Mit Waldhauser kommt das Beste, was unser Land zu bieten hat.“ Auf jeden Fall kommt mit Waldhauser eine Premiere: Zum ersten Mal führt ein Marine das Kommando. Seit der Gründung von Africom im Jahr 2007 hatten die Generäle an der Spitze stets dem Heer angehört. Kein Wunder, dass es sich Waldhausers Mutter Joan nicht hat nehmen lassen, mit 86 Jahren von Minnesota aus nach Stuttgart zu reisen, um bei dem Ereignis dabei zu sein.

Beifall für die 86 Jahre alte Mama

Für die Mama gab es Applaus, für die Ehefrau Blumen, für beide wird der neue Africom-Chef künftig mutmaßlich nicht allzu viel Zeit haben. Die Aufgaben von Waldhauser sind vielfältig. Von Libyen bis zum Südsudan reichen die Krisenherde, von Nigeria bis Somalia. Und natürlich ist da der Spagat, den jeder Africom-Chef versuchen musste, seitdem die USA 2011 Luftangriffe auf Libyen und Drohneneinsätze auf dem afrikanischen Kontinent befohlen haben. Nicht nur in Kreisen der Friedensbewegung bestimmt die Meinung das Bild, wonach Africom einen wesentlichen Anteil am Kampf gegen den Terror hat, damit auch Verantwortung für fehlgeleitete Drohnen und den Tod vieler Zivilisten trägt. Bei Africom spricht man lieber über die andere Seite der Medaille, über den helfenden Ansatz, der ebenfalls vorhanden ist. Schutz von Krankenhäusern, Hilfe bei Infrastrukturmaßnahmen und vor allem bei der Ausbildung der Verbündeten: „Wenn du schnell gehen willst, dann geh allein. Wenn du weit kommen willst, dann geh gemeinsam“, gab der scheidende Kommandeur seinem Nachfolger mit auf den Weg.

An Erfahrung mangelt es dem 62-jährigen Waldhauser nicht. Er war im Golfkrieg 1991 im Einsatz, kämpfte danach in Afghanistan und noch einmal im Irak. Zuletzt war er in Washington für die Streitkräfteentwicklung zuständig. Dass er noch viel über den afrikanischen Kontinent lernen müsse, gab Waldhauser zu – und bekam auch in diesem Punkt Anschauungsunterricht von seinem Vorgänger. Er habe sich bei seinem eigenen Amtsantritt vor drei Jahren gut vorbereitet gefühlt, sagte der scheidende Kommandant David Rodriguez. Doch er habe nie gedacht, dass es so kompliziert sei, eine Botschaft zu evakuieren. Und er habe nicht den Unterschied zwischen einer Lotion und Desinfektionsmittel für die Hände gekannt.

Im nächsten Jahr steht ein Jubiläum an

Waldhauser selbst spricht von „vielfältigen und komplexen Herausforderungen“ . Dazu gehören die Terroristen des sogenannten Islamischen Staates (IS) in Libyen, die Al-Schabab-Miliz in Somalia, Boko Haram in Nigeria. Er freue sich darauf, die Herausforderungen „gemeinsam mit unseren afrikanischen Partnern“ angehen zu können, sagte Waldhauser. Da die Amtszeit der US-Kommandeure in Stuttgart in der Regel drei Jahre beträgt, wird Waldhauser aller Voraussicht nach auch im Oktober 2017 Dienst in dieser Einheit tun. Bei allen Problemen gibt es dann etwas zu feiern. Dann werden vermutlich wieder die bunten Fahnen wehen, denn das jüngste der sechs US-Kommandos begeht dann seinen zehnten Geburtstag.