Die Ludwigsburger Feuerwehr kommt nicht zur Ruhe: Der Kommandant Andreas Thoß liegt mit der hauptamtlichen Abteilung im Clinch. Er wurde ins Rathaus zwangsversetzt.
Ludwigsburg - Die Ludwigsburger Feuerwehr kommt nicht zur Ruhe. Noch immer schwelt der Streit wegen vorsätzlich ausgelöster Fehlalarme, die gerichtlich geahndet wurden. Nun eskaliert ein Konflikt des Kommandanten Andreas Thoß mit der hauptamtlichen Innenstadt-Abteilung. Die Stadtverwaltung hat den Feuerwehrchef jetzt abberufen und zwangsweise ins Rathaus versetzt. Der 48-Jährige will sich dagegen mit einem Anwalt wehren: „Es geht um meine Existenz.“
Wie konnte es so weit kommen? Im Rathaus gibt man sich wortkarg. „Bei einer Revision mit Wirkung vom 6. Dezember wurde ein internes Verfahren zur Prüfung von Vorwürfen wegen dienst- und arbeitsrechtlicher Vorschriften eingeleitet“, erklärt der Sprecher Clemens Flach. Was genau Thoß vorgeworfen wird, sagt er nicht.
Auch dieser selbst kennt die Kritikpunkte noch nicht, wie er gegenüber dieser Zeitung erklärt. Wie aus Gemeinderatskreisen zu hören ist, soll es sich um relativ überschaubare Vorwürfe handeln. Die Rede ist von der privaten Nutzung des Dienstwagens und der Ausübung von Nebentätigkeiten in geringem Umfang. Die Vorgänge werden als nicht so gravierend eingestuft, dass eine Abmahnung oder gar strafrechtliche Ermittlungen notwendig seien. Thoß selbst begrüßt die Einleitung eines Disziplinarverfahrens, um die Vorwürfe zu klären. „Es wird jetzt eine Zeit mit vielen Gerüchten, Unterstellungen und Fehlinterpretationen beginnen. Ich stehe gerne Rede und Antwort“, schreibt er in einem Brief an einen Teil der Kameraden. Gegenüber der Redaktion erklärt er: „Ich möchte voll rehabilitiert werden.“ Thoß wehrt sich juristisch gegen die Versetzung, ob er auf eine Rückkehr ins Amt klage, sei noch offen.
Konflikt zwischen Kommandant und Berufsfeuerwehr
Der Streit entzündete sich offenbar zwischen Thoß und der hauptamtlichen Berufsfeuerwehr, also der Abteilung Innenstadt I. Er hat sich in den vergangenen Wochen immer weiter zugespitzt – daher vermuten Kenner der Ludwigsburger Feuerwehr, dass auch aus diesen Kreisen Hinweise auf mögliche Unregelmäßigkeiten kommen. Die Versetzung von Thoß wird von Beobachtern als Versuch gewertet, ihn aus der Schusslinie zu nehmen und den Konflikt zu entschärfen.
Der Zwist verschlechtert das ohnehin problematische Betriebsklima in der Stadtfeuerwehr. Seit Jahren gibt es mehrere Gruppen, die sich feindselig gegenüber stehen. Entzündet hat sich derDauerstreit an einer Serie von 250 Fehlalarmenin den Jahren 2013 und 2014, die drei 20 Jahre alte Feuerwehrleute gezielt ausgelöst haben. Zwei wurden dafür verurteilt – der dritte kam straflos davon. Die beiden Verurteilten waren freiwillige Feuerwehrleute, der Freigesprochene der Sohn eines hauptamtlichen Feuerwehrmanns. Reichlich Stoff für böses Blut, das in der Folge entstanden ist.
Zwei Fraktionen haben sich erbittert bekämpft – vor allem der Unmut bei den Freiwilligen kochte immer wieder hoch. Der Vorwurf lautete, man habe sich für den dritten Beteiligten eingesetzt und die beiden Täter der freiwilligen Abteilung im Regen stehen lassen.
Es kam in der Abteilung Innenstadt II, also einer der beiden ehrenamtlichen Gruppen auf der Hauptwache, zu Rücktritten. Schließlich musste ein Mediator eingesetzt werden, der Abteilungsleiter der Innenstadtwache II wurde abgelöst, ein bislang kreisweit einmaliger Vorgang.
Schweres Terrain für einen Nachfolger
Der ohnehin in vielen Feuerwehren größerer Kreisstädte existierende Konflikt zwischen Berufsfeuerwehrleuten und den ehrenamtlichen Helfern verschärft sich so weiter. „Ich kann mir vorstellen, dass es auch ein Nachfolger schwer haben wird“, sagt Bernd Kirnbauer. Der Freie-Wähler-Kreisrat war 33 Jahre lang aktives Mitglied der Ludwigsburger Brandbekämpfer.
Eine Fülle von offenen Baustellen also. Dass Andreas Thoß wieder ins Amt zurückkehrt, gilt als unwahrscheinlich. Derzeit ist er beurlaubt und wartet nach eigenen Angaben auf seine Einsetzung im Rathaus. Offiziell soll er im Bürgerbüro Bauen für vorbeugenden Brandschutz zuständig sein, „entsprechend seiner Ausbildung und seinem Dienstrang“, wie es heißt.
Auch sein Amt als Stellvertreter des Kreisbrandmeisters Andy Dorroch ruht derzeit. „Ich werde im Januar bei einer Versammlung vorschlagen, den Posten zwischenzeitlich zu besetzen“, erklärt Dorroch. Die Ludwigsburger Wehr wird zurzeit von den Stellvertretern Alexander Huppert und Hans-Peter Peiffer geführt.