Mehr als 1 111 111 Besucher Foto: privat

Das Kombibad F3 verzeichnet weiter steigende Besucherzahlen. Jetzt plant das Fellbacher Freizeit- und Familienbad noch eine weitere Rutsche.

Fellbach - Versprochen wurde anfangs eine neue Ära des öffentlichen Badens. „Die ganze Region wird nach Fellbach blicken; das F3 wird das modernste Erlebnisbad im Großaum Stuttgart sein.“ Die Fellbacher Entscheidungsträger rund um den sich derart vollmundig äußernden Rathauschef Christoph Palm waren im September 2013 kurz vor Eröffnung des Kombibads an der Esslinger Straße überzeugt: Der 43 Millionen Euro teure Schwimmtempel mit seiner Sport- Erlebnis- und Saunawelt wird ein Erfolg. In Badeschlappen und Bademantel empfing der OB am Eröffnungsmorgen persönlich die ersten Gäste.

Die Entwicklung ist positiv

Zweieinhalb Jahre und 1 111 111 Millionen Besucher später – genau diese Jubiläums-Badbesucherin wurde kürzlich mit einem Sauna-Jahresgutschein bedacht – deutet die Zwischenbilanz darauf hin, dass Palms Prognose keinem Größenwahn, sondern einer realistischen Einschätzung entsprungen ist. „Wir hatten uns ursprünglich als Ziel 350 000 Besucher pro Jahr gesetzt“, erläutert Marcus Steinhart, Geschäftsführer des F3 (das Kürzel steht für Fellbacher Freizeit- und Familienbad, dreimal F gleich F3). Im ersten vollen Jahr 2014 kamen 417000 Besucher, 2015 wurden 490 000 Besucher gezählt. Und in den ersten zwei Monaten dieses Jahres waren es auch schon 90 000 Besucher – ein Zuwachs von 23 Prozent im Vergleich zum Frühjahr 2015. „Die Entwicklung ist positiv“, so Steinharts logisches Fazit.

Eine weitere Rutsche ist geplant. Foto: Sascha Sauer

Das Fellbacher Bad hat allerdings auch etliche Attraktionen zu bieten, speziell für abenteuerlustige junge und junggebliebene Wasserratten wie auch für Anhänger gepflegter Schwitzkultur. Es gibt drei Riesenrutschen: , der 118 Meter lange Aqua-Racer (Motto: „Gut bereift bei jedem Wetter“), die 59-Meter-Turbo-Rusche mit 18,9 Prozent Gefälle („Durch diese hohle Gasse müssen sie kommen“) und als Highlight die 88-Meter-Looping-Rutsche („Fellbach steht Kopf“) – bei der sich abrupt die Falltür öffnet, es so dem wagemutigen Probanden den Boden unter den Füßen wegzieht und er erst mal zehn Meter senkrecht hinabfällt, um das nötige Tempo für die Loopings zu erhalten.

Es gibt mehrere Idee für neue Rutschen

Gut ist aber beim F3 nicht gut genug: „Wir haben mehrere Ideen für neue Rutschen“, sagt Steinhart. Im Rutschenturm ist eine Öffnung für eine weitere Rutsche bereits installiert. Wobei die ganze Spaßbereitung für die Gäste durchaus personal- und somit kostenintensiv ist – so darf die Klappe für die Turbo-Rutsche nur von einem Bad-Mitarbeiter geöffnet werden, der somit permanent (bei großen Andrang) oder zumindest auf Anfrage (bei geringerem Betrieb) verfügbar sein muss.

Besonderes Zugpferd im F3 ist der Saunabereich mit acht verschiedenen Schwitzräumen. „Die Sauna läuft hervorragend“, sagt Steinhart. Das Geld klingelt in der Kasse – es ist jener Posten, „mit dem wir Geld verdienen, um auch den Sportbereich zu finanzieren“. Ein Barfußpfad im Saunabereich wurde installiert, ein Raucherpavillon kommt, ein Salzruheraum ist in der Planung. Besonders gut laufen auch die langen Sauna-Nächte im Frühjahr und im Hebst bis drei Uhr in der Früh – der jüngste Anfang April trug den Titel „Magic Moments in Las Vegas“. W-Lan-Empfang im Restaurant ist gerade in der Mache.

Kinderkrankheiten gehören der Vergangenheit an

Sicher habe es anfängliche „Kinderkrankheiten“ gegeben, diese seien jedoch schnell behoben worden. „Die Kritiker sind weitestgehend verstummt“, sagt Steinhart. Der Sport- und Freizeitbereich sei in den Preisen sozialverträglich gestaltet worden, Kinder bis drei Jahre haben freien Eintritt. Im Vergleich mit anderen Bädern sei man sicher nicht billig, aber im Preis der Leistung angemessen.

Manche Badbesucher sind freilich nicht ganz so begeistert. Kritik gibt es an grundlegen Bedingungen, die jedoch aus baulichen Gründen nicht oder nur schwer zu verbessern sind. „Wieso muss der Weg vom Parkplatz so lange sein und auch noch über diesen riesigen Vorplatz gehen, der eigentlich gar keine Funktion hat“, meint ein regelmäßiger F3-Besucher. Auch bei den Damenduschen sei eher suboptimal geplant worden, da bei geöffneter Tür der Blick hinein möglich sei. Bemängelt wird von manchen auch, dass unter der Woche im Sportbereich oft lediglich zwei Bahnen fürs öffentliche Schwimmen zur Verfügung stehen. Und am Rutschenturm blättert die grüne Farbe ab.

Das Stellplatzangebot reicht an fast allen Tagen aus

Zumindest anfangs registrierten die F3-Macher auch Klagen aus der Nachbarschaft wegen zugeparkten Einfahrten. Davon sei kaum mehr etwas zu hören. An fast allen Tagen reiche das Stellplatzangebot aus – „außer an Pfingsten, da hatten wir 7000 Leute an einem Tag, da haben die Parkplätze nicht ausgereicht“. Dies seien aber seltene Ausnahmen. Steinhart empfiehlt zudem, gerade im Sommer doch die kühlen Parkgaragen der Schwabenlandhalle oder des Rathauses zu nutzen. „Außerdem haben wir ja die sehr gute Anbindung der Stadtbahn.“ Und die heftige Sonneneinstrahlung im Hochsommer, ohne jene schützende Baumwelt wie im alten Freibadgelände? Durchaus ein Thema für die Verantwortlichen, „aber es wird ja jedes Jahr besser, und für die Kinder haben wir Strandmuscheln im Angebot.“

Aufgrund des positiven Gesamtbilds können Steinhart oder auch der Erste Bürgermeister Günter Geyer immer wieder interessierte Gäste, etwa Stadträte aus Pforzheim oder von anderen Stadtwerken, im Fellbacher Kombibad begrüßen. Manche von ihnen kommen eigens zum Test der Falltür-Rutsche. Ein Erlebnis, das der F3-Chef Steinhart nur einmal genießen durfte. Nanu, lassen die Mitarbeiter den Chef nicht ran? Nein, bekennt der Geschäftsführer freimütig: „Den Schafott habe ich einmal betreten. Seitdem nicht mehr. Einmal reicht auch. Für dieses Angebot bin ich nicht die Zielgruppe.“

Regionale Erlebnisbäder im Konkurrenzkampf

Fellbach - Mit ihrem F3 hat die Stadt am Fuße des Kappelbergs offenkundig auch bei der Konkurrenz Eindruck gemacht. Bereits vor gut einem Jahr hieß es bei den Verantwortlichen des Stuttgarter Leuze-Bads: „Die Öffnung des Fellbacher F3 haben wir auch hier gemerkt“, der Neugiereffekt lockte anfangs etliche Stuttgarter gen Osten über die Stadtgrenze – kein Problem angesichts des Stadtbahnanschlusses mit Haltestelle direkt vor dem Fellbacher Kombibad. Und: „Klar, der Kuchen ist begrenzt“, so die Leuze-Geschäftsführerin Anke Senne seinerzeit.

Beim Fildorado beobachtet man die Entwicklung in Fellbach

Auch beim Fildorado, das als eine Art Orientierungsgröße für Fellbach gilt, beobachtet man die Entwicklung im vorderen Remstal genau. In Filderstadt gab es Ende 2014 einen Rückgang um knapp 40 000 auf etwa 580 000 Gäste jährlich. Der Druck durch die Konkurrenz in der Region Stuttgart mache sich schon bemerkbar, erläuterte Fildorado-Geschäftsführer Felix Schneider vor einigen Monaten gegenüber der Filderzeitung und nannte explizit das Leuze, die Murrbäder Backnang Wonnemar und eben das Fellbacher F3. Auf aktuelle Anfrage erklärt Schneider nun, dass aufgrund der sehr guten Wetterlage über den Sommer 2015 hinweg bei den Gesamtbesucherzahlen ein Zuwachs im fünfstelligen Bereich verzeichnet wurde. „Nach der Eröffnung des neuen Saunabereichs im Dezember 2015 hält dieser äußerst positive Trend bis über das erste Quartal hinaus an.“

Saunen sollten alle fünf Jahre renoviert werden

Auch im Schorndorfer Oskar-Frech-Seebad „haben wir die neue Konkurrenz anfangs schon gespürt“, sagt Betriebsleiter Jörg Bay, „weil ja jeder mindestens einmal das neue Angebot in der Gegend testen wollte.“ Mittlerweile sei man mit den Besucherzahlen wieder auf früherem Niveau angelangt. „2015 hatten wir 108 000 Saunagäste“, vor allem an den Wochenenden sei man „voll ausgelastet“. Anders ausgedrückt: Der Hautkontakt im Schorndorfer Schwitztempel ist gelegentlich unvermeidlich. Kleinere Bäder, vermutet Bay, hätten wohl eher Probleme, sich gegen die gut ausgestattete Konkurrenz zu behaupten. Allerdings müsse man die Räume gut in Schuss halten. Im Durchschnitt sei in den Saunen alle fünf Jahre eine Grundrenovierung fällig, um die Stammgäste zu halten.

Zur Konkurrenzsituation sagt Fildorado-Mann Schneider aber auch: „Bezüglich der Entwicklung des Umfelds ist zu beachten, dass mittlerweile auch andere Marktteilnehmer, wie zum Beispiel die Badewelt Sinsheim, in das Einzugsgebiet der Bäder im Kreis Stuttgart eindringt und die Konkurrenz nicht nur durch andere Freizeitbäder verursacht wird, sondern auch und insbesondere durch andere Einrichtungen mit Familienangeboten, wie zum Beispiel Freizeit- und Vergnügungsparks.“