Was will uns dieses Bild sagen? Vermutlich, dass blondes Haar ganz gut mit rotem Lippenstift harmoniert Foto: dpa

Was ist das für eine Welt, in der einen Energieversorger zum Stromsparen überreden wollen? StN-Kolumnist Tom Hörner fehlen die Worte – was ihn jedoch nicht vom Schreiben abhält.

Stuttgart - Mein Energieversorger hat mir geschrieben. Jetzt bin ich deprimiert. Er schickte mir meinen „persönlichen Energiesparplan“. Also eigentlich war es sein Plan, ich hatte ihn nicht darum gebeten. In seinem für mich erstellten Energiesparplan hat mein Energieversorger ausgerechnet, wie viel Strom ich 2013 verbraucht habe. Und wie viel Strom ich 2014 hätte verbrauchen dürfen, wenn ich 10 Prozent hätte einsparen wollen. Ich habe es nicht geschafft. Jetzt fühle ich mich schlecht, als Energiesparschlampe.

Ich weiß nicht, warum mein Energieversorger draufkommt, dass ich 10 Prozent Strom sparen wollte. Von mir hat er das nicht. Angenommen, ich hätte das zufällig geschafft, was hätte mein Energieversorger davon gehabt? Dann bekäme er weniger Geld von mir. Will er Strom verkaufen oder Strom sparen? Sagen Sie einem, wenn man ein neues Auto kauft, dass man darauf aufpassen soll? Nicht, dass man nächste Woche wieder eines braucht. Ich weiß es nicht, ich habe länger kein Auto gekauft. Auch das spart Energie, aber das rechnet einem keiner vor.

Falls sich mein Energieversorger Sorgen macht, dass ich über meine Verhältnisse lebe, dann soll er zehn Prozent weniger für den Strom verlangen, gern auch zwanzig. Ginge es um die Heizung, könnte ich den Verbrauch drosseln. Ich müsste einen Pelzmantel kaufen und den in der Wohnung tragen. Aber wie soll das beim Strom funktionieren? Soll ich abends beim Kerzenlicht dasitzen, und das, wo ich mir vor Jahren teure Energiesparleuchten gekauft habe? Ich benutze keinen Föhn, koche mein Teewasser mit einem Wasserkocher und lade mein Handy im Geschäft. Soll ich meine elektrische Zahnbürste auch im Geschäft laden?

Was mich verletzt, ist, dass mein Energieversorger mir vorrechnet, ich würde mehr Strom verbrauchen als „vergleichbar Haushalte“ in meiner Nachbarschaft. Woher kennt der Leute, die ich nicht mal kenne? Ich bin für Offenheit bei Beziehungen. Wenn meinem Energieversorger der Strom ausgeht, würde ich den Sparplan verstehen. Aber dann soll er es sagen.

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