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Mit feiner Ironie nimmt unser Kolumnist Günther Schroth den neuesten Trend in der Arbeit der Bundesliga-Trainer aufs Korn: Watschen für die Spieler. Jürgen Klopp hat es vorgemacht. Und VfB-Trainer Jürgen Kramny kennt es aus eigener Erfahrung.

Stuttgart - Thorsten Legat war wieder mal im Fernsehen. Und häufig, wenn Thorsten Legat im Fernsehen ist, zeigt er seinen wohlproportionierten Körper. Ob im Dschungel oder beim TV-Boxen, Thorsten Legat, seit einiger Zeit Trainer beim Landesligisten FC Remscheid, bewegt sich gerne im Trägerhemdchen oder gleich ganz oberkörperfrei. Man muss zugeben, er kann sich das leisten. Legat hat zuletzt überhaupt einiges geleistet. Er wurde Dritter im Dschungelcamp und bereicherte dabei die deutsche Sprache um eine schöne Vokabel: „Dann gibt’s Kasalla“, so sprach Legat.

Was der Dichter uns mit „Kasalla“ sagen wollte und wann es das geben würde, ist durchaus unterschiedlich interpretiert worden. Für mich hat es auf alle Fälle etwas Bedrohliches, was mit dem muskulösen Oberkörper von Legat und seiner Biografie zu tun hat. Legat hat ja im Fernsehen wie im richtigen Leben schon häufiger zugeschlagen. Kasalla hat daher für mich persönlich definitiv etwas mit Schlagen zu tun. Auch bei Jürgen Klopp gibt es eine Form von Kasalla. Das weiß man in England, weil Jordon Ibe neulich ausgepackt hat. Die Engländer wollten ganz genau wissen, was der große, blonde Deutsche eigentlich so anders macht als andere Trainer. Und sie fanden es durch den Stürmer vom FC Liverpool heraus. Kloppo schlägt. Auf Englisch heißen Ohrfeigen Slapping, und das klingt dann gleich viel harmloser. Mehr nach Klaps als nach Kasalla. Und dieses erzieherische Stilmittel wird auch in keiner Weise infrage gestellt. Das war ja gut gemeint, so Jordon Ibe über die Zuwendung durch seinen „Züchtiger“ Jürgen Klopp. Und der mache das ja auch nicht nur mit ihm. Ibe hat es übrigens in Liverpool inzwischen zum Stammspieler gebracht. Dank Kloppos Ohrfeigen, glaubt er.

Kloppos Slapperei

Jetzt leben wir ja in Zeiten, in denen Bücher wie etwa „Fifty Shades of Grey“ unerwartete Erfolge feiern. Mann schlägt Frau zur Erbauung beider. Die Züchtigung als sozial akzeptiertes Miteinander ist gerade ganz groß in Mode, man nennt das SM. Dass damit Jahrhunderte aufgeklärter Tradition mal kurzerhand den Bach runtergehen, scheint keinen weiter zu stören. Und deswegen geht Kloppos Slapperei jetzt auch durchaus als salonfähig durch. Einer, der sich auch schon von Jürgen Klopp ohrfeigen ließ, ist Jürgen Kramny. Der war in Mainz mal Mannschaftskamerad von Klopp, später Spieler unter ihm. Er hat jetzt freimütig erzählt, dass er von Kloppo auch schon mal eine runtergehauen bekam. Aber er habe ihm das nicht weiter übel genommen.

Kramny ist jetzt Trainer beim VfB Stuttgart, und insofern kann der VfB nach der jüngsten Siegesserie hoffnungsfroh in die nähere Zukunft schauen. Denn auch Kramny, wiewohl im Vergleich zu Vorgänger Zorniger eher von der Sorte wohlwollender Schwabe, hält die Ohrfeige für ein legitimes Stilmittel der fußballpädagogischen Intervention. Das scheint für Kramny zu funktionieren, der Klassenverbleib oder gar Größeres steht kaum mehr infrage. Infrage steht, wen Kramny schlägt. Denn wenn sich der Trainerklaps bewährt, werden sie am Ende Schlange stehen bei Klopp und Kramny, um sich ihre tägliche Ohrfeige abzuholen. Oder Kasalla von Legat beim FC Remscheid. Und wer vom Trainer nicht geschlagen wird, muss sich ernsthafte Gedanken um seine Zukunft im Team machen.

Kasalla lieber vermeiden

Wem’s dann doch zu arg wird mit den Züchtigungen, der kann in ordentlich funktionierenden SM-Beziehungen per Safe-Word das Ende des Bestrafens fordern. Das ist guter Brauch in SM-Kreisen. Beliebt ist zum Beispiel „Mayday“. Daher würden auch die Spieler des VfB Stuttgart mit einem Safe-Word besser dastehen: Ich möchte dafür das schöne schwäbische Wort „Bonbonpapierle“ vorschlagen. Kasalla dagegen würde ich vermeiden.