Es geht auch so, dass sich keiner daran stört: Nackter StN-Redakteur bei Nacht auf dem Mount Everest Foto: Decksmann

Im Internet ist ein neuer Wettbewerb entbrannt: Menschen reisen in ferne Länder, besuchen traumhafte Orte – und lassen dort die Klamotten fallen. StN-Benimm-Papst Tom Hörner über einen blanken Unsinn.

Stuttgart/Mount Everest - Der Sommer 2015 wird in die Geschichte eingehen als jener Sommer, an dem sich die Menschen im Urlaub nackt in die Landschaft stellten. Als der Sommer, an dem sie sich in Gottes freier Natur zeigten, wie Gott sie schuf. So positiv kann man das sehen, muss man aber nicht.

Womöglich haben das manche Typen auch die Sommer davor schon getan, sich zum Beispiel auf einen für Einheimische heiligen Berg gestellt und blank gezogen. Nur ist es erst aufgefallen, als sie sich dabei fotografiert und die Bilder ins Netz gestellt haben. Ich finde, man kann sich an heiligen Orten schon was erlauben. Aber man darf sich dabei nicht erwischen lassen. Und man sollte damit nicht auf sozialen Netzwerken wie Facebook oder Instagram herumprotzen.

Im Nachhinein ist es schwer zu sagen, wer zuerst die Hosen fallen ließ. Angeblich soll’s ein Kanadier namens Emil Kaminski gewesen sein. Ist auch wurscht, in einem mir vorliegenden Foto sehe ich den Kerl breitbeinig auf dem Mount Everest eh nur von hinten. Offenbar hat er nur ein winziges Gemächt, sonst müsste man es zwischen seinen Beinen sehen.

Ich schlage Folgendes vor: Nacktbilder aus dem Urlaub sind okay, solange es die Einheimischen nicht juckt. Schön wäre es, wenn man seinem Tun ein politisches Deckmäntelchen überstülpen könnte, zum Beispiel: Ich protestiere mit diesem Bild gegen den Umgang der EU mit den blanken Griechen.

Noch ein Wort zu Gott. Angeblich schuf er uns nach seinem Ebenbild. Wenn dem so ist, dann rate ich von einem Freibadbesuch ab, sonst kommt mancher Christenmensch am Ende noch vom Glauben ab.

Es geht mir nicht darum, dass man dort Menschen begegnet, die im Lauf der Jahre etwas aus dem Leim gegangen sind. Ich glaube, Gott hätte Verständnis dafür. Als Chef von allem ist er vermutlich auch kein Kostverächter. Aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Gott eine Ganzkörperrasur über sich ergehen lassen hätte, nur damit seine Tattoos besser zum Vorschein kommen. Das hätte er bei Gott nicht.