Dschungel der Abkürzungen: Damit wird den Journalisten der Weg gewiesen. Foto:  

Abkürzungen sind das halbe Leben bei den Winterspielen in Südkorea. Damit wird den Journalisten der Weg gewiesen.

Pyeongchang - Nach dem Frühstück in der MDH im GMV geht es zur Arbeit für die Reporter. Also steigt man in den Bus der Linie TM 26, um ins MPC im Alpensia Resort zu gelangen, um von dort zu den Biathlon-Wettbewerben zu kommen, geht es weiter über die T3 beim OFH in die Linie TM2, die dann über das ASC ins ABC fährt. Dort wird der Bus verlassen, es sind nur noch vielleicht 100 Meter ins VMC. Dann kann man loslegen, von den OS berichten. Alles verstanden? Oder nur Bahnhof? Oder noch weniger?

Abkürzungen sind das halbe Leben bei den Winterspielen, damit wird den medienschaffenden Menschenmassen der richtige Weg durch die koreanischen Berge gewiesen und sie so in einen übersichtlichen, beherrschbaren Fluss gelenkt. Also von der Media Dining Hall im Gangneung Media Village (dem olympischen Dorf der Journalisten) fährt Transport Media Nummer 26 ins Main Press Center (das Hauptpressezentrum), dann geht es weiter über die Transport-Mall (eine Art kleiner Busbahnhof), die sich beim Olympic Family Hotel (Nobelherberge, in denen IOC-Gäste oder zahlungskräftige Sponsoren logieren) befindet. Mit Linie Transport Media Nummer zwei fährt man nun über das Alpensia Ski-Jumping Center (Vorsicht: Nicht aussteigen!) bis ins Alpensia Biathlon Center. Dort marschiert man ins Venue Media Center (Wettbewerbs-Media-Center). Und dann hat man’s geschafft. Falls nicht, müssen Sie diesen Absatz noch einmal lesen.

Ein Reiseführer für Reporter

Ein Olympia-Reporter sollte das Abkürzungsvokabular auswendig kennen wie Christen das Vater-unser, Fußball-Schiris das Fifa-Reglement und Landwirte die Bauernregeln. Deshalb erhält jeder Akkreditierte das 140-seitige Werk namens Media Transport Guide, ein Reiseführer für Reporter, in dem sämtlichen Abkürzungen aufgeführt sind, sämtliche Buslinien, sämtliche Querverbindungen, sämtliche Lagepläne; lediglich die Lage der öffentlichen Toiletten fehlt nach eigenem Dafürhalten.

Wer in der Buslinie sitzt, die ihn dorthin bringt, wo man hin möchte beziehungsweise muss, darf sich zunächst einmal freuen. Ein riesiger TV-Flachbildschirm rechts oberhalb des Fahrers beim Einstieg sorgt für beste Unterhaltung – falls man koreanische Dauerwerbesendungen schätzt oder tiefgründige Dokumentationen des Ultimate Fight Clubs mit dem Mixed-Martial-Arts-Kämpfer Conor McGregor bevorzugt. Manchmal laufen auch Zusammenfassungen der Winterspiele, denen man sich aus beruflichen Gründen ausliefern könnte, doch dann sitzt da ein großer Bursche vor einem, der auch im gut geheizten Bus die Strickmütze mit überdimensionalem Bommel auf behält. Eine Bitte, das Teil abzunehmen, weil man doch bitte, … also da vorne, … den Fernseher; das wagen wir dann doch nicht. Der Kerl scheint augenscheinlich der Bruder von Conor McGregor zu sein.

LG aus dem MPC

Einen Vorteil hat die Zeitverschiebung (Pyeongchang ist acht Stunden voraus) zu Deutschland: Man kann nachts sehr lange in den VMC arbeiten, und wer zwischen 1.30 und 4 Uhr bei minus 16 Grad auf einen Bus wartet, ist glücklich, dass überhaupt einer kommt.

Morgen oder übermorgen könnte man sich mal aufmachen zur POP. Das ist nichts, was man verheimlichen müsste, POP steht für Pyeongchang Olympic Plaza, dort werden die Medaillen vergeben und die Hymnen gespielt. Aber zunächst steht ein anderer Termin an, und zwar im ASC. Sorry, Alpensia Slide Center, dort ist der Eiskanal. Tschüss – LG aus dem MPC.