Mit den Kindern für Ostern die Eier bemalen: Entspannung pur, findet unsere Autorin Foto: dpa

Seit unsere Autorin Kinder hat, kann sie Weihnachten nicht mehr leiden – und hat stattdessen die Vorteile von Ostern entdeckt. Denn das sei das ideale Familienfest, findet die zweifache Mutter.

Stuttgart - Bevor ich selbst Mutter wurde, mochte ich Weihnachten immer sehr. Ich fuhr über die Feiertage zur Familie in die Kleinstadt, aus der ich kam, ließ mich bekochen, bemuttern und beschenken, traf alte Schulfreunde, die es genauso machten, und fuhr nach den Feiertagen maximal entspannt und vollgefressen zurück nach Stuttgart.

Seit ich selbst Mutter bin, kann ich Weihnachten allerdings nicht mehr so gut leiden. Also nicht das Fest als solches (die leuchtenden Kinderaugen versöhnen einen ja doch wieder mit so einigem), aber den Stress davor. Die angeblich so besinnliche Adventszeit geht unter in einer Erledigungs- und Verpflichtungsflut biblischen Ausmaßes, einem Marathon aus Gutslebacken-Adventskalenderbasteln(oder zumindest kaufen)-Nikolausstiefelfüllen-Vereins-Kita-Büroweihnachtsfeiernüberleben-Geschenkebesorgungen-letzte-Projekte-im Büro-fertigstellen-Christbaumaussuchen-und-schmücken-Wunschzettel-auf-realistisches-Maß-runterverhandeln-Fotokalender-für-die-Großeltern-zusammenstellen-Nachwuchs-vor-der-Schokoladenüberfütterung-bewahren-für-die-Feiertage-einkaufen – um nur das Wichtigste zu nennen.

Dazu kommen mit großer Wahrscheinlichkeit die ersten Erkältungsinfekte der Kinder und zu allem Überfluss haben mein Sohn und ich im Dezember auch noch Geburtstag.

Ostern – das ideale Familienfest

Jedes für sich genommen sind das natürlich total schöne Dinge. Aber in der Summe führen sie dazu, dass ich die letzten Jahre wahlweise krank unterm Baum lag – oder vor Erschöpfung kaum meinen Fonduespieß halten konnte.

Ganz anders an Ostern. Wenn wir uns am Ostersonntag an den Frühstückstisch setzen, bin ich aller Voraussicht nach ziemlich entspannt – so entspannt man als Kleinkinder-Mutter eben sein kann. Die vergangenen Wochen verliefen unaufgeregt. Ich habe mit den Kindern ein paar Eier gefärbt, fürs Nest Schokolade und zwei kleine Geschenke besorgt (denn der Osterhase hat ja keinen so großen Schlitten zum Geschenkeausfahren wie das Christkind) und niemand kam auf die Idee, eine Osterfeier im Kinderturnen oder im Büro zu veranstalten.

Auch die Feiertage an sich verlaufen an Ostern normalerweise recht entspannt: Der Nachwuchs ist ausgeglichen, weil er keine übertriebenen Geschenkeerwartungen aufgebaut hat – und deshalb nicht enttäuscht werden kann. Die Verwandten sind nicht beleidigt, wenn man zuhause bleibt. Es drückt keine fette Gans im Bauch, in der Kirche ist nicht so ein Gedränge wie im Kindergottesdienst an Heiligabend und das Wetter ist meist auch besser. (Und dass Ostern auch aus theologischer Sicht viel toller als Weihnachten ist, wissen wir ja aus dem Religionsunterricht: Auferstehung sticht Geburt.)

Ostern, das ich früher zugegebenermaßen unterschätzt habe, ist für mich mittlerweile das bessere Weihnachten und das ideale Familienfest.

Noch entspannter geht es eigentlich nur an Pfingsten.

Warum Kinder nicht immer und überall dabei sein müssen, lesen Sie hier.

Die Autorin Lisa Welzhofer ist Mutter zweier Kinder und lebt in Stuttgart. In ihrer Kolumne macht sie sich regelmäßig Gedanken über Kinder, Kessel und mehr.