Im Familienhotel gibt es eine ganztägige Kinderbetreuung – auch deshalb hat unsere Kolumnistin diesen Urlaub all-inclusive gebucht. (Symbolfoto) Foto: Pixabay

Seit sie Mutter ist, tut unsere Kolumnistin viele Dinge, über die sie sich früher lustig gemacht hat. Zum Beispiel macht sie dieses Jahr All-inclusive-Urlaub mit Kinderbetreuung – früher für sie der Gipfel der Spießigkeit.

Stuttgart - Als Mutter tut man viele Dinge, die man sich in der Vor-Elternzeit nicht hat vorstellen können. Die man vielleicht sogar belächelt oder mit einem brüsken „Ich-doch-nicht!“ von sich gewiesen hat.

Dass ich zum Beispiel mal freiwillig in einem Raum mit anderen Mütter sitzen würde, um gemeinsam unsere Säuglinge zu stillen (Still-Treff), fand ich beispielsweise vor der Geburt der Kinder eine absurde Idee. Oder dass ich mal angeregte Gespräche mit anderen Eltern über Kinder-Kacka-Konsistenzen führen würde. Aber auch, dass ich monatelang nur noch in Spielplatz-Matsch-tauglichen Schlabberklamotten (inklusive Breiflecken) unterwegs sein und mich zum Schokoladeessen vor den Kindern im Bad verstecken würde, lag außerhalb meiner pränatalen Vorstellungskraft.

Nicht träumen lassen hätte ich mir auch, wie sich unser Urlaubsverhalten verändern sollte. Bevor ich Kinder bekam, konnte ich über Eltern, die ihre mühsam erschuffteten Ferientage in kreischbunten und -lauten Ferienclubs verbrachten oder im Urlaub von einem Freizeitpark zum nächste fuhren, nur den Kopf schütteln.

Auch mit Kind fremde Städte erkunden – ein sehr naiver Gedanke

Für den Mann und mich war klar, dass wir uns von den Kindern sicherlich nicht unseren Urlaubstagesablauf diktieren lassen, sondern weiterhin das tun würden, was wir beide eben gern tun: Interessante Städte besuchen, gut essen gehen, mal ganz kurz die Füße ins Wasser halten und ansonsten gute Bücher lesen.

Das war natürlich sehr, sehr naiv. Und natürlich sollte es anders kommen. Klar, als unser erstes Kind noch ein bewegungsunfähiges, meist schlafendes Menschlein war, also in den ersten fünf Monaten, hat das mit den Städtereisen noch ganz gut geklappt. Danach allerdings haben wir in fernen Metropolen meist nur noch die Spielplätze und andere Kinderattraktionen besichtigt – so sind wir vielleicht die einzigen Touristen, die jemals in Jerusalem im Zoo und in einem Schaubauernhof waren.

Außerdem haben wir unser überteuertes Touri-Essen abwechselnd und sehr, sehr schnell in uns hineingeschaufelt und vom Kulturprogramm blieb meist nicht viel anderes übrig als das Naturkundemuseum an Regentagen. Und währenddessen habe ich heimlich die Eltern beneidet, die in der Elternzeit ganz entspannt mit dem Wohnmobil durch die Welt fuhren. Aber Campen, das war und ist eben so überhaupt nicht unser Ding.

Beliebt bei Eltern und Kindern: Ferien auf dem Bauernhof

Spätestens seit dem zweiten Geburtstag unseres Sohnes machen deshalb auch wir Urlaube, die fast alle Durchschnittseltern von kleinen Kindern machen: Ferien auf dem Bauernhof, natürlich, Ferien am Wasser oder eben überall dort, wo es viel Auslauf, andere Kinder und möglichst wenige Museen gibt. Und wenn ich ehrlich bin, habe ich letztere bislang auch noch nicht allzu sehr vermisst. Im Gegenteil, die neuen Urlaubsformen haben zum Wohlbefinden aller Familienmitglieder beigetragen.

Diesen Sommer allerdings sind wir einen Schritt weiter gegangen. Wir haben mittlerweile noch eine einjährige Tochter. Und die Aussicht, mit zwei Kindern in einer Ferienwohnung zu sitzen, in der wir dann all die Dinge tun müssen, die wir zuhause auch tun (Einkaufen, Kochen, Abspülen, Aufräumen), war dieses Mal einfach überhaupt kein entspannender Gedanke.

Deshalb ist nun auch noch das allerletze Tabu aus kinderfreien Tagen gefallen: Wir werden eine Woche in ein Familienhotel fahren! All-inclusive!

Leicht getan habe ich mich mit der Entscheidung nicht. All-inclusive-Familienhotels, das klang für mich früher nach Urlaubshölle und Gipfel der Spießigkeit. Nach Ellenbogen-Gedränge am Nachtischbuffet, Sonnenliegen-per-Handtuch-Reservieren, dauergrinsenden Betreuern und peinlichen Beiträgen zum bunten Abend.

Momentan allerdings finde ich allein schon die Aussicht auf Essen-rund-um-die-Uhr, Kinderbetreuung von 9 Uhr morgens bis 21 Uhr abends, ein bisschen am See liegen und Nichtstun einfach nur sehr erholend. Und falls es das doch nicht wird, haben wir zur Vorsicht noch eine Woche Ferien auf dem Bauernhof im Anschluss gebucht.

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Die Autorin Lisa Welzhofer ist Mutter zweier Kinder und lebt in Stuttgart. In ihrer Kolumne macht sie sich regelmäßig Gedanken über Kinder, Kessel und mehr.