Gibt es etwas, das schöner blüht als eine Blumenwiese? Foto: privat

Beim Wohnen, Fahren und Planen wird es offenbar: Fantasie ist etwas, das sich manche Leute gar nicht vorstellen können.

Ludwigsburg - Was kann schöner blühen als ein Feld voller Wiesenblumen? Korrekt: die Fantasie! Vorausgesetzt, die Voraussetzungen stimmen. Besonders gute Voraussetzungen findet die Fantasie im Ludwigsburger Kreishaus. Am vergangenen Freitag saß dort in trauter Bräsigkeit der Verwaltungsausschuss beisammen, um den unbotmäßigen Räten der Grünen und der SPD zu verklickern, warum es eine ganz und gar ungute Idee sei, eine kreiseigene Wohnbaugeselleschaft zu gründen. Kurz zusammengefasst: Weil!

Ha, wenn sie da mal nicht zur Höchstform auflaufen muss, die Fantasie!

Was hat ein Kreis mit Wohnungsnot zu tun?

Zum Beispiel so: Man stelle sich nur vor, der Oberbürgermeister von Ludwigsburg wäre der Landrat von Ludwigsburg. Wenn er nicht schon längst eine kreiseigene Wohnbaugeselleschaft gegründet hätte, hätte er den Grünen und der SPD für ihren famosen Vorschlag gedankt, sich sogleich zum Geschäftsführer und Aufsichtsratsvorsitzenden des neuen Unternehmens gemacht und losgelegt mit dem Schaffen von Wohnraum, Wohnraum und nochmals Wohnraum. Bezahlbarem versteht sich. So wie er das bis jetzt mit seiner städtischen Wohnungsbaugesellschaft macht. Niemals hätte dieser zum Landrat gewordene Werner Spec gesagt, was der zum Landrat gewählte Rainer Haas im Verwaltungsausschuss gesagt hat: Dass er die Angelegenheit sehr zurückhaltend betrachte. Weil der Kreis auch nichts anderes machen könne als die privaten Bauunternehmer.

Tja, ganz offensichtlich fehlt es dem Landrat und der müden Mehrheit der Kreisräte an Fantasie. Alles, was sie sich als Beitrag des Landkreises zur Wohnungsnot vorstellen können, ist – angeregt durch die Angebote privater Bauunternehmer – die Organisation einer Informationsveranstaltung zum Thema Wohnungsmangel. Andererseits: Zu viel Vorstellungsvermögen macht auch nicht glücklich. Heißt es nicht: Den Fantasievollen quälen die Möglichkeiten?

Warum sollte ein Oberbürgermeister sein Volk beunruhigen?

In diesem Sinne war Dirk Schönberger bestens beraten, in seinem Amtsblatt nur die halbe Wahrheit abzudrucken. Der Oberbürgermeister von Remseck lässt dort nicht nur zufrieden verkünden, dass die ewige Diskussion mit dem Land über die Westrandbrücke zu einer guten Lösung geführt habe. (Das Land übernimmt drei Viertel der Kosten.) Der OB versichert seinen Bürgern schwarz auf weiß auch: Die Brücke wird nur zwei Fahrspuren haben.

Die andere Hälfte der Wahrheit jedoch lautet: So sicher ist das nicht! Das Land (zur Erinnerung: der Hauptfinanzier) hat sich bei der Spurmenge noch nicht festgelegt. Die genauen Dimensionen seien noch zu klären, erklärt das Verkehrsministerium auch zwei Wochen nach der Einigung. Aber, da ist Dirk Schönberger zu loben, wenn es nicht wahr ist, so ist es doch gut erfunden. Zumindest dürften all jene beruhigt sein, die – dank einer blühenden Fantasie – über die neue Brücke schon jetzt Fahrzeugmassen aus dem ganzen Umland rollen sehen.

Und kann man sich als Oberhaupt etwas Wünschenwerteres vorstellen als ein ruhig gestelltes Volk? Fantastisch!