Ein Team für den Handball: Stefan Belz udn Bernd Vöhringer (links und rechts in der Mitte mit Trikot) präsentieren das neue Outfit der Spielgemeinschaft. Foto: Stadtwerke Böblingen

Aufgelesen im Kreis: Süßes und Saures. Diese Woche macht Bernd Vöhringer wieder gut Wetter – beim Einzelhandel und der Nachbarstadt Böblingen.

BöSi - Den Teilchenbeschleuniger des Europäischen Kernforschungszentrums CERN bei Genf hätte sich die Wissenschaft sparen können. Die Frage, ob es Paralleluniversen gibt, lässt sich auch einfach in Sindelfingen beantworten. Dort führt der Oberbürgermeister das Experiment vor: Einzelhandel in der Innenstadt und Shopping Mall auf der grünen Wiese in trauter Harmonie. Dass zwei derart fremde Welten friedlich nebeneinander existieren können, kann sich vermutlich kein Physiker vorstellen. Allerdings tut Bernd Vöhringer einiges dafür. Vergangene Woche hielt er persönlich die Nahversorgung in Sindelfingens Stadtteilen aufrecht, indem er auf den dortigen Wochenmärkten Nikoläuse verteilte. Diese Woche stärkt er dem Einzelhandel in der Innenstadt mit einem Blumenstrauß den Rücken.

Hat der OB ein schlechtes Gewissen?

Hobbypsychologen könnten angesichts solcher Meldungen dem Oberbürgermeister ein schlechtes Gewissen andichten. Schließlich soll er dem Breuningerland mittels eines Tricks, wie manche sagen, zu einer Erweiterung verholfen haben, die laut dem Regionalplan absolut nicht genehmigungsfähig war. Wie dem auch sei: Vielleicht damit niemand auf die Idee kommt, er würde einem großen Namen den Weg ebnen, noch größer zu werden, hat er nun Carola Klein einen Besuch abgestattet. Sie betreibt nämlich seit zehn Jahren in der Planiestraße ein Modegeschäft, das ihren Namen trägt, was im Vergleich zu den Dimensionen des Breuningerlandes durchaus passend ist. Das schafft nicht jeder, weshalb Bernd Vöhringer diese Leistung einen Blumenstrauß wert war. „Ich gratuliere Carola Klein zu diesem Erfolg“, ließ er mitteilen. Ganz besonders freue er sich, dass sie immer „mit viel Freude und kreativen Ideen bei Innenstadtaktionen“ dabei sei. Toll fand er zum Beispiel die StreetModen-Schau gemeinsam mit Intersport Klotz beim Sindelfinger SuperSonntag.

Robert Klotz hat keinen Blumenstrauß bekommen, obwohl sich das Sportgeschäft seiner Familie bereits seit 52 Jahren in der Innenstadt hält. Aber der Oberbürgermeister hat dem Mann ebenfalls einen Besuch abgestattet. Im März ließ er sich dort blicken, als der Laden am Wettbachplatz nach umfangreicher Sanierung wieder eröffnet wurde. „Sie haben mit dem Umbau eine klare Entscheidung pro Innenstadt gesetzt“, sagte Bernd Vöhringer bei der Gelegenheit und ergänzte, dass die Verwaltung solche Maßnahmen flankieren könne, mehr aber auch nicht. Zum Beispiel mit einem Blumenstrauß, wie man heute weiß, Artenschutz gibt es allerdings nicht.

Stefan Belz war nicht lange böse

Aber nicht einmal Stefan Belz hat es geschafft, seinem Sindelfinger Kollegen lange böse zu sein. Auf das Urteil, dass die Erweiterung des Breuningerlandes unumstößlich rechtmäßig ist, reagierte Böblingens Stadtoberhaupt noch eher schmallippig. Zwei Wochen später feiert er Schulter an Schulter mit Bernd Vöhringer die Verschmelzung der beiden Städte – zumindest auf dem Handballfeld. So weit wie bei der Spielgemeinschaft Böblingen/Sindelfingen gehen die Gemeinsamkeiten zwischen den Nachbarn ansonsten nur beim interkommunalen Bauhof. Jetzt tragen die fusionierten Handballer nämlich auch noch die städtischen Wohnungsunternehmen Böblinger Baugesellschaft und Sindelfinger Wohnstätten als Sponsoren auf dem Trikot. „Es fördert die Leistungsfähigkeit unserer BöSis“, freute sich Stefan Belz überschwänglich, „und ist Ausdruck eines starken Miteinanders aller Beteiligten.“ Im Fall von Böblingen und Sindelfingen wendete Bernd Vöhringer seine Theorie der friedlichen Coexistenz dann jedoch nicht mehr an: Er freue sich auf „spannende und faire Spiele“, sagte er nur.