Keine Nummer für Kummer: die Corona-Hotline Foto:  

Aufgelesen im Kreis: Süßes und Saures. Diese Woche brechen Hotline und Kreisbewohner zusammen. Aber ein Politiker sorgt für Ablenkung und beantwortet möglicherweise die wichtigen Fragen.

Ehningen - Die Kreisbewohner scheinen die reinsten Nervenbündel zu sein. Erst überstrapazieren sie die Corona-Hotline des Gesundheitsamtes aus Angst, möglicherweise krank zu sein. Nun bringen sie die Leitung erneut zum Erliegen, weil Rettung naht. Das Landratsamt ist entsprechend verzweifelt und setzt Ausrufezeichen ein: „Eine Terminvergabe für das Impfzentrum gibt es nicht über die Corona-Hotline!“ Auch eine Impfberatung oder Auskunft zu den Schnelltests nicht.

Vollmundiger Namen für beschränkte Zuständigkeit

Eine Frage muss sich das Landratsamt allerdings gefallen lassen: Warum hat es der Anlaufstelle überhaupt den vollmundigen Namen Corona-Hotline gegeben? Ehrlicher wäre gewesen „Telefonnummer für die Terminvergabe für Kontaktpersonen von infizierten Personen an den Testzentren des Landkreises“. Dann wären die Mitarbeiter am anderen Ende der Leitung mit Sicherheit unterfordert, weil sich so gut wie niemand mehr melden würde. Diese Chance wurde vertan, nun hat die Kreisbehörde vorsichtshalber beschlossen, die Corona-Hotline vom 24. bis 26. Dezember sowie an Silvester und Neujahr abzustellen. Wenn der Lockdown durch Feiertage verschärft wird, könnten die Leute auf noch mehr Gründe kommen, die einen Anruf rechtfertigen würden.

Denn in der Tat können sich die Kreisbewohner von allen guten Geistern verlassen fühlen. Nicht nur die Geschäfte (und alles andere) sind bekanntermaßen zu, auch die Verwaltungen haben die Schoten dicht gemacht. Böblingen hat beispielsweise Regeln eingeführt wie ein Krankenhaus, wo man außer mit Corona höchstens noch mit einem Herzinfarkt reinkommt. Bereits seit 16. Dezember sind die Ämter für den Publikumsverkehr geschlossen. „Nur unaufschiebbare Termine sind nach vorheriger Vereinbarung möglich“, teilt die Verwaltung mit. Im Bürgerbüro durften ausschließlich Böblinger mit „dringlichen Anliegen“ vorsprechen. Die Serviceschalter wurden geschlossen, „um Ansammlungen zu verhindern“.

Sindelfingen lässt die Bürger nicht allein

Den verzweifelten Anrufen bei der Corona-Hotline nach zu urteilen, ist mit solchen Entwicklungen durchaus zu rechnen. Die Stadt Sindelfingen zeigt etwas mehr Mitgefühl. Ihre Verwaltung ging erst vom 21. Dezember an in Quarantäne. Doch ganz allein werden die Sindelfinger nicht gelassen: Die Hotline „für Fragen zu Corona in Sindelfingen“ ist auch an den Feiertagen besetzt. Eine Hoffnung kann allerdings gleich zerschlagen werden: „Corona in Sindelfingen“ umfasst nicht den Themenkomplex Impfungen, auch wenn das Impfzentrum in der Messe eingerichtet wird.

Immerhin einer versteht, aus der Situation Kapital zu schlagen: „Den Politiker nach Hause holen“ lautet der aktuelle Köder des SPD-Landtagskandidaten Jan Hambach. Er bietet Wohnzimmergespräche an, zumindest in digitaler Form. Die Frage „Wer wollte nicht immer schon mal einen Politiker bei sich am Küchentisch oder auf dem Sofa haben?“ wäre zu normalen Zeiten eher als Wahlkampf-Belästigung abgetan worden. Jetzt klingt es richtig nett „einfach bei einem Bier in lockerer Runde ins Gespräch zu kommen“. Fragen zu Corona kann Jan Hambach sicher auch beantworten.