Eine Rote: Farbenspiele beim CDU-Grillen Foto: Horst Rudel

Aufgelesen im Kreis: Süßes und Saures. Diese Woche gibt es in Sindelfingen Grün auf Knopfdruck. Außerdem bedarf das Trennverhalten der Kreisbewohner einer verstärkten Überwachung.

Herrenberg - Die Christdemokraten lassen es sich gerade gut gehen. Bei ihrem Sommerfest in Herrenberg stand das gemeinsame Grillen auf schwarzer Holzkohle unter dem Motto „Rote auf dem Grill“. Das allein klingt schon nach jeder Menge Gaudi unter CDUlern. Aber der Spaß ging noch weiter: „Als Grillmeister konnte kein geringerer als Stephan Ogroske (stellvertretender Vorsitzender der CDU Herrenberg!) gewonnen werden, der den konservativen Aufbruch grillend umsetzte“, heißt es in der Mitteilung. Selten steckte mehr Bedeutung zwischen den Zeilen eines CDU-Textes als bei diesem Bericht über das Rösten des politischen Gegners. Als Konservativer Aufbruch bezeichnet sich nämlich in Bayern eine Bewegung von CSU-Basismitgliedern, die „der Meinung sind, dass unser Land unter der Dominanz rot-grüner Politikansätze leidet“.

Ein konservativer Aufbruch wie in Bayern

Zwar regiert die CSU in Bayern mit absoluter Mehrheit und die SPD ist im Bund nur Juniorkoalitionspartner der schwarzen Mutterpartei. „Wehre den Anfängen!“, hat aber auch schon Ovid in seinen Remedia amoris, den Heilmitteln gegen die Liebe, ausgerufen. Darin finden unglücklich Verliebte Tipps, wie man sich entliebt.

Die Roten zu verkohlen, scheint eine probate Methode für einen fremdelnden Partner zu sein. Die Grünen schlagen sie derweil mit ihren eigenen Waffen – aus Obst und Gemüse. Für die Beach Volleyball Challenge der Jungen Union in Böblingen stellte ein Smoothie-Hersteller namens „Unschuldig“ 1200 Fläschchen der nahrhaften Drinks zur Verfügung. Bei rund 100 Besuchern konnte sich jeder mit einem Dutzend der Vitaminbomben stärken und zur geballten Power der CDU beitragen.

Eine Erfolgsmeldung für die CDU dürfte außerdem sein, dass die Autofahrer und sogar die Radfahrer in Sindelfingen weniger Rot sehen – sondern viel mehr Schwarz. Die Ampel am Calwer Bogen hat eine Dunkel-Dunkel-Schaltung erhalten. Diese Wortschöpfung lässt sich nur durch ihre Herkunft aus der Elektrotechnik erklären, wobei der Konservative Aufbruch in Bayern daran bestimmt Gefallen findet. In dessen Ohren klingt dunkel-dunkel natürlich viel schöner als Schwarz-rot und vermutlich Schwarz-gelb. Passenderweise an den Rechtsabbiegerstreifen bleiben die Ampeln am Calwer Bogen nun dunkel, es sei denn ein Radfahrer oder ein Fußgänger fordert per Knopfdruck Grün an, wozu diese Bevölkerungsgruppe ohnehin eher geneigt ist als der typische Autofahrer, der jetzt nur noch dann mit Rot ausgebremst wird, wenn es für die übrigen Verkehrsteilnehmer anders kein Durchkommen mehr gibt.

Störenfriede in der grünen Tonne

Bis zum Abfallwirtschaftsbetrieb reicht diese konservative Welle. Der kreiseigene Entsorger setzt konsequent auf elektronische Überwachungsmethoden, um Licht ins Dunkel der grünen Tonne zu bringen. Denn darin befinden sich nach wie vor zu viele Störenfriede. Vor zwei Jahren hat der AWB bereits den ersten Radardetektor angeschafft, mit dem Biomüll gescannt wird, seit diesem Sommer kommt ein zweites Gerät zum Einsatz. Es schlägt bei Plastik, Metall oder anderen unorganischen Materialien an. „Die ganz überwiegende Mehrzahl der Bürger befüllen ihre grünen Tonnen aber korrekt“, lobt der Werkleiter Wolfgang Bagin das Trennverhalten der Kreisbewohner. Eine Minderheit von 2,6 Prozent der Behälter verunreinigt jedoch das große Ganze – ähnlich wie im Weltbild des CSU-Aufbruchs die rot-grünen Politikansätze. Deshalb werden die schwarzen Müllschafe auch ordentlich gegrillt: Bei schmutzigem Biomüll gibt es die Rote Karte und die grüne Tonne bleibt stehen.