CDU-Jubel – oder: Veni, vidi, vici. Foto: dpa

Aufgelesen im Kreis: Süßes und Saures. ­Diese Woche über die Gärtringer Bemühungen um ein moderneres Image und einen Wettlauf der ­Böblinger Politiker.

Gärtringen - Gärtringen wird ganz offensichtlich nicht mehr geliebt. „Gärtringen – Genau hier. Genau wir“, lautet jetzt der neue Slogan der Gemeinde. Mit drei Gs glänzt er in erster Linie mit Alliterationen. Dieses rhetorische Schmuckelement ist bei Menschen mit Sendungsbewusstsein nämlich äußert beliebt. Schon die griechischen Philosophen brachten damit ihre Reden zum Klingen. Caesar hielt seine Gegner bekanntermaßen gerne mit dem Spruch „Veni, vidi, vici“ in Schach. Und Richard Wagner textete mit dem folgenden Buchstaben „Woge, du Welle, walle zur Wiege!“.

Gärtringen strebt zu neuer Größe auf

Auch Gärtringen strebt zu neuer Größe auf (im Wettbewerb um neue Einwohner und Arbeitsplätze) und schüttelte sein putziges Image ab. Als Hauptargument führte der Bürgermeister den Bußgeldbescheid fürs Falschparken an: Ein Strafzettel unter dem Logo der Gemeinde mit der Erklärung „Wir lieben es“ wirkt in den Augen von Thomas Riesch nur lächerlich. Mit dem Hinweis „Genau hier. Genau wir“ wird dem Empfänger dagegen klar, dass mit der Kommune nicht zu spaßen ist. Es sei denn, ihm oder ihr fällt Heinz Erhardt ein. „Genialer Gedanke“, sagt der Komiker in seinem G-Sketch, in dem alle Wörter mit dem gleichen Buchstaben anfangen. „Giftiger Gartenzwerg geifert Galle“, ruft er darin dem Gatten seiner Gespielin entgegen, als dieser ins Gebäude gelangt. „Geh Ganove“, antwortet der und schießt. „Gesäß getroffen“, stellt Heinz Erhardt geschlagen fest.

Mit „Gärtringen – Genau hier“ hat die Werbeagentur ebenfalls eine treffende Aussage gemacht. Woanders liegt der Ort schließlich nicht. „Genau wir“ lässt hingegen genug Raum für eine Gedichtinterpretation. Das Gleiche gilt geradezu auch für die Abstrahierung des Gs in zwei geteilte Flächen, die Größere in Rot gehalten und die kleinere in Gelb. Etliche Taten und Talente wären für die Entschlüsselung dieses Reims und des Gärtringer Anfangsbuchstaben notwendig. Die haben sich jedoch allesamt in Böblingen versammelt.

Ansehnlicher Auflauf von Politikern

Dort kam es am Sonntag zumindest zu einem ansehnlichen Auflauf von Politikern. Bislang war Marc Biadacz allen davon gelaufen – beim Spendenlauf für das Gärtringer Freibad zum Beispiel und beim Sindelfinger Werkstattlauf. „Der Wahlkampf macht uns heiß“, erklärte er der Lokalzeitung. Beim Böblinger Stadtlauf stellten sich dem CDU-Bundestagskandidaten nun plötzlich Kontrahenten in den Weg. Trotz all des vorhergehenden Trainings machten den Wettkampf um den Titel des schnellsten Böblinger Stadtrats andere unter sich aus. Das Kräftemessen geht schon länger zwischen Thorsten Breitfeld und dem Grünen Stefan Belz von statten. Dass letzterer in der Stadt überhaupt zu Hochtouren auflief, ist durchaus erstaunlich: Immerhin wurde dank seiner Initiative herausgefunden, dass in Böblingen eigentlich dicke Luft herrscht. Und die Ergebnisse der von ihm kürzlich gestarteten Feinstaub-Messaktion liegen noch nicht einmal vor! Zuviel Kohlenstoffdioxid behindert beim Menschen jedenfalls die Sauerstoffaufnahme – und deshalb erstaunt das Ergebnis nicht: Am Ende lag Thorsten Breitfeld mit Rang 141 genau 30 Plätze vor dem Grünen. CDUler haben mit Abgasen eben keine Probleme, zeigt diese große Distanz.

Wobei auch die Liberalen einiges schlucken können. Das hat der FDP-Kandidat Florian Toncar bewiesen: Er hängte seinen möglichen Koalitionspartner Biadacz um ganze 42 Plätze ab und lief nach zehn Kilometern als Nummer 214 ins Ziel. Aber Marc Biadacz kann den Lauf nach Berlin dennoch entspannt angehen: Denn er ist genau dort als Nachfolger von Clemens Binniger schon als Gewinner gesetzt. Die Alliteration dazu hatten wir schon: Veni, vidi, vici.